Das Hotel-Restaurant Bahnhof in Düdingen morgens um 9 Uhr. Fast an jedem Tisch liest jemand «d’Fryburgera». Viele haben die Zeitung abonniert. «Ich würde sie vermissen», sagt eine Frau. Ein Mann fügt an: «Die Zeitung ist mein tägliches Brot, aus der ich das Wichtigste aus der Region erfahre».
Viele Freiburger arbeiten in Bern oder gehen dort in den Ausgang. Trotzdem schaffte es die «Berner Zeitung» nie, die «Freiburger Nachrichten» zu verdrängen. Heute besteht eine Zusammenarbeit zwischen diesen beiden Zeitungen. Viele Leserinnen und Leser der «Fryburgera» wünschen sich vermehrt Berner Themen. Sie sei nach Bern ausgerichtet und nicht nach Freiburg, sagt eine Leserin. «Was in der Stadt Bern passiert, interessiert mich auch, weil ich dort arbeite», ergänzt ein Mann.
Mehr Mut – weniger brav
Der Freiburger Lokalzeitung lastet der Ruf an, zu brav zu sein. «Ich wünsche mir mehr Kommentare des Chefredaktors», sagt ein Leser. Auch wenn dies nicht allen gefalle.
Chefredaktor Christoph Nussbaumer gesteht ein: «Von mir aus könnten wir durchaus noch ein wenig zulegen». Er erhalte viele Rückmeldungen von Leuten, die sagen, die Zeitung sei zu brav, zu wenig frech. Der Chefredaktor gibt jedoch zu bedenken: «Um frech zu sein, braucht es Wissen und Recherche». Man habe jedoch nur beschränkte Mittel.
Freiburg ist ein zweisprachiger Kanton. Wer die französischsprachige Zeitung «La Liberté» und die «Freiburger Nachrichten» liest, wähnt sich oft nicht im gleichen Kanton. Die Themen sind unterschiedlich.
Sporadisch werden Artikel zwischen diesen Zeitungen ausgetauscht. «Mehr Artikel aus der französischsprachigen Zeitung können wir nicht übernehmen», sagt Christoph Nussbaumer. Sonst fehle der Platz für eigene Geschichten aus Deutschfreiburg, das die Leserinnen und Leser mehr interessiere.
Die «Freiburger Nachrichten» sind eine unabhängige Zeitung. 300 zum Teil Kleinstaktionäre bilden das Rückgrat der Zeitung. Zudem haben die «Freiburger Nachrichten» im Gegensatz zu vielen anderen Zeitungen in den letzten Jahren ein leichten Anstieg an Leserinnen und Leser verzeichnen können.
Die Normalauflage liegt bei über 16‘000 Exemplaren, die Sonderausgabe am Donnerstag bei 40‘000. Dass die Zeitung in 10 Jahren von einem grossen Verlag geschluckt wird, glaubt Chefredaktor Christoph Nussbaumer nicht: «Wir haben eine treue Leserschaft und eine treue Werbekundschaft». Die «Freiburger Nachrichten» seien regional sehr gut verankert.