Die Nullgradgrenze lag in den letzten Wochen teilweise auf 4600 Metern. Kein Wunder, litten da auch die Gletscher. «Man kann wirklich sagen, dass es zum Beispiel beim Oberen und Unteren Grindelwaldgletscher fast täglich Veränderungen gibt», sagt Samuel Nussbaumer, Glaziologe an der Universität Zürich.
Nussbaumer, der auch Mitglied des internationalen Gletscherbeobachtungsdienstes ist, stellte fest, dass beim oberen Gletscher die Zunge nicht mehr mit dem Rest des Gletschers verbunden ist.
«Es ist eine tote Eismasse, die Verbindung zum Eisfall und damit zum oberen Teil des Gletschers existiert nicht mehr.» Zudem beobachtet Samuel Nussbaumer, dass die Gletscher nicht nur schmelzen, sondern in sich zusammenfallen.
Eine Simulation für das Buch «Die Grindelwaldgletscher - Kunst und Wissenschaft», das die Glaziologen Heinz Zumbühl und Samuel Nussbaumer mit einem Team verfassen, zeigte sich, dass der Untere Grindelwaldgletscher bis in 100 Jahren praktisch verschwunden sein wird. «Wissenschaftlich ist der Rückgang der Gletscher interessant, aber persönlich finde ich den Anblick traurig und es kommt Wehmut auf», sagt Samuel Nussbaumer.
Anhand der Gletscher kann man laut dem Glaziologen erkennen, wie sich das Klima verändert. «Gletscher reagieren mit Verzögerung auf den Klimawandel. Weil der Untere Grindelwaldgletscher schnell schmilzt ist klar, dass das Klima in den letzten Jahren wärmer geworden ist.»
(Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 12:03 / 17:30 Uhr)