Das Kirchenparlament befasst sich zum Auftakt der zweitägigen Sommersynode mit dem kürzlich veröffentlichten Expertenbericht zum Verhältnis von Kirche und Staat im Kanton Bern. Der Rapport kam zum Schluss, dass manches heute nicht mehr zeitgemäss erscheine. Reformen seien durchaus denkbar.
Aus Sicht des reformierten Kirchenparlaments ist der Bericht «eine gute Basis für weitere Erörterungen». Das geht aus den neun Positionsbezügen hervor, welche die Synode nach lebhafter Debatte ohne Gegenstimme verabschiedete. Das Parlament würdigte auch ausdrücklich den Respekt, der der Kirche entgegengebracht wird.
Der Bericht enthalte zwar gewisse Fehler, Lücken und Ungenauigkeiten. Er anerkenne aber, dass die Kirchen bedeutend mehr leisteten als sie kosteten. Das für sie eingesetzte Geld komme der Allgemeinheit in grossem Masse wieder zugute.
Allerdings dürfe man das Verhältnis von Staat und Kirche nicht nur unter finanziellen und juristischen Aspekten betrachten. Schliesslich leisteten die Kirchen wichtige Beiträge zum Service public in Randregionen, zum Verständnis zwischen Stadt und Land sowie zum Zusammenhalt in der Gesellschaft. Diesen Aspekten trage der Bericht zu wenig Rechnung.
Pfarrerlöhne als Knackpunkt
Die Debatte wird am Mittwoch fortgesetzt, wenn sich die Synode mit der Haltung des Berner Regierungsrats befasst. Aufgrund des Expertenberichts kam die Kantonsregierung zum Schluss, sie wolle das traditionell enge Verhältnis zu den Landeskirchen lockern.
Knackpunkt sind die Pfarrerlöhne. Die Geistlichen sollen künftig nicht mehr Angestellte des Kantons, sondern der Kirche sein. Der Kanton würde die Finanzierung aber mit erklecklichen Summen unterstützen. «Eine stabile Finanzierung, die die Pfarrstellen nicht zum Spielball der Politik und der Sparpakete machen, sind unabdingbar», so die Meinung der Reformierten Landeskirche.
Der Synodalrat - die Exekutive der reformierten Kirche - hatte schon im März erklärt, er verschliesse sich der Neuerung nicht. Allerdings sei das Finanzierungssystem noch schwammig. Für die Reformierte Landeskirche geht es um rund 85 Prozent ihrer Einnahmen, die neu geregelt sein müssten.
Kirche erinnert an Milliardenwerte
Dass der Kanton in der Pflicht steht, ist für die Reformierten klar. Schliesslich habe sich der Kanton Bern mit der Übernahme der Kirchengüter vor 200 Jahren dauerhaft verpflichtet, die Löhne der Pfarrer zu finanzieren. Der Wert dieser Kirchengüter geht laut den Reformierten in die Milliarden.
Dass der Kanton Bern eine solch erhebliche «Ablösungssumme» heute nicht entrichten wolle, könne die Synode nachvollziehen, heisst es im Antragsentwurf weiter. Gerade deshalb komme er aber nicht darum herum zu erklären, wie er die Pfarrerlöhne künftig finanzieren wolle.
Der Grosse Rat wird im September über den Bericht debattieren. Nimmt das Kantonsparlament ihn zur Kenntnis, wird der Regierungsrat die Totalrevision des Kirchengesetzes von 1945 in Angriff nehmen.