Das Kollegium Spiritus Sanctus in Brig war über 300 Jahre lang eine reine Männerbastion. Im sehr konservativen Oberwallis galt es lange Zeit als undenkbar, Mädchen den Weg zu einer akademischen Karriere zu ebnen.
Kurz vor Brigitte Kronig-Hischier unternahm eine andere Frau den Versuch, zur Matura zugelassen zu werden: Der damalige Bischof von Sitten legte jedoch sein Veto ein.
Symbolfigur des Aufbruchs
Bei Brigitte Kronig-Hischier war das anders. Sie schrieb hinter dem Rücken ihrer Eltern einen Brief an den Rektor und die weltlichen und kirchlichen Behörden erteilten ihr «ausnahmsweise» eine Bewilligung. Inzwischen haben über 3000 Frauen in Brig ein Maturazeugnis erlangt.
Für die mittlerweile 68-Jährige hat sich ihr Mut ausbezahlt: «Das Kollegium hat mir den Weg zu meinem Traumberuf Lehrerin geebnet», erzählt Brigitte Kronig-Hischier als Sonntagsgast im «Regionaljournal Bern Freiburg Wallis».
Bereits als Kind sei ihr bewusst gewesen, dass es die Männer auch dank ihrer guten Bildung viel besser hätten. Als Hotelierstochter fielen ihr die Männer auf, die Zeitungen lasen und beim Aperitif debattierten. «Sie lachten und scherzten, während die meisten Frauen verhärmt wirkten. Da wusste ich: Ich will auch in diese Männerwelt.» Brigitte Kronig-Hischier liess sich zur Mittelschullehrerin ausbilden.
Mittlerweile pensioniert hat sich die Mutter von drei erwachsenen Kindern nun nochmals einen Traum verwirklicht: In einem Buch stellt sie Frauen vor, die in den letzten 50 Jahren das Kollegium in Brig besucht haben.
(Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 17:30 Uhr)