Mit der Modernisierung der Hütteninfrastrukturen verändert sich auch die Gästestruktur. Immer mehr Wandergruppen wählen gut erreichbare Hütten als Endziel ihrer Tour und lassen den Abend gemütlich ausklingen. Bergsteiger, die tags darauf in der Früh auf den Gipfel aufbrechen, bekunden Mühe mit dem Verhalten der neuen Gäste.
«Viele wissen gar nicht, dass es unter den Gästen auch Frühaufsteher gibt», vermutet Alpinist Hanspeter Kiener. Bruno Lüthi vom Schweizerisch Alpenclub SAC ist dieser Konflikt unter den beiden Gästegruppen bekannt. «Hüttenwarte bemühen sich, die Zimmerzuteilung der Berggänger nach deren unterschiedlichen Bedürfnissen vorzunehmen.» Was gerade in neu gebauten oder sanierten Hütten auch immer besser gelinge.
Hart gesottene Bergsteiger treffen auf laute Bergwanderer
Auch Susanne Brand, Hüttenwartin der Gaulihütte im Berner Oberland, beobachtet eine Veränderung bei ihren Gästen. Viele wüssten über die Gepflogenheiten in Berghütten nicht gut Bescheid. Der eingefleischte Berggänger, der den Hütteknigge kenne, sterbe langsam aus.
Dass viele Berggänger häufiger nur auf sich schauen würden, habe sicher auch etwas mit der Öffnung der SAC-Hütten für «normale» Wanderer zu tun. SAC-Hütten böten heute einen Service, welcher die Gäste anspruchsvoller – und eben auch egoistischer machen würde.
Die neue Gästestruktur ist tatsächlich das Ergebnis der Neupositionierung der Hütten – eine Entwicklung, welche bereits vor über zehn Jahren begonnen habe, sagt Lüthi. Als bekannt wurde, dass viele hochalpine Wege aufgrund der Veränderungen der Gletscher nicht mehr benutzt werden konnten, drohten einzelne Hütten zu verwaisen. Da – so Lüthi – habe man begonnen, der Hütte als Wanderziel ein neues Gästesegment aufzubauen.
(Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 17:30 Uhr)