Durch den Berner Hauptbahnhof quetschen sich immer mehr Passagiere. Eine Viertelmillion sind es täglich, bis in 20 Jahren werden es vermutlich 400'000 sein . Ein Ausbau sei deshalb dringend und von Bedeutung weit über Bern hinaus, sagte die Berner Bau- und Verkehrsdirektorin Barbara Egger im Gespräch mit SRF News.
Der heutige Bahnhof mit seinen eher düsteren und zunehmend engen Verhältnissen sei nicht mehr gerade eine gute Visitenkarte für die Hauptstadt der Schweiz, ebenso wenig für den Kanton und die Stadt Bern, räumt Egger ein. «Entsprechend bin ich froh, dass man dem unwahrscheinlichen, mehrstündigen Gedränge morgens und abends zu Leibe rückt.»
Der erste Ausbauschritt bis 2025 beinhaltet zum einen den in den 1950-er Jahren für noch 16'000 Pendler konzipierten Tiefbahnhof der RBS. Mit heute 60'000 täglichen Pendlern ist dort die Notlage besonders gross.
Zum anderen werden die düsteren Hallen des SBB-Bahnhofs ausgebaut, mit neuen Unterführungen und Ausgängen zur Stadt. Der neu deutlich tiefer liegende RBS-Bahnhof und der SBB-Bahnhof werden künftig über acht Stockwerke führende Rolltreppen verbunden sein. Aus 20 Varianten habe sich diese Tiefe als richtig herausgestellt, sagt Egger.
Der Bau des neuen Tiefbahnhofs ist eine Herkules-Aufgabe.
Egger hofft, dass das Plangenehmigungsverfahren Ende kommenden Jahres abgeschlossen werden kann. Alle betroffenen Anwohner und Organisationen können Eingaben machen. Einsprachen seien nicht auszuschliessen. Mit 300 Millionen Franken leistet der Kanton Bern einen grossen Beitrag, weitere 500 Millionen Franken kommen aus dem Infrastrukturfonds des Bundes.
«Die Probleme liegen beim Zu- und Abgang»
Immer wieder gab es Kritik, der neue Bahnhof sei zu teuer und zu regional ausgerichtet, der Nutzen liege eher bei der von der Lötschbergbahn BLS betriebenen S-Bahn und weniger beim Fernverkehr der SBB.
Laut Egger liegt dies wohl daran, dass die SBB vorerst nur die Publikumsanlagen ausbaut und erst in einem zweiten Schritt ab 2030 vier neue Geleise anlegen will. Sie betont: «Die Experten kamen aber zu Schluss, dass die Kapazitäten auf den Schienen im Moment noch ausreichen und die Lösung mit dem Tiefbahnhof RBS richtig ist. Die Probleme liegen beim Zu- und Abgang des Bahnhofs.»
Von einem «Berner Bahnfilz» habe ich nichts gemerkt.
Es habe wohl selten bei einem Projekt derart viel Kritik und verschiedene Varianten gegeben wie beim Berner Bahnhof, sagt Egger: «Manchmal habe ich die Zürcher ein wenig beneidet, die ihren Tiefbahnhof einfach gebaut haben, verglichen mit dem hiesigen Geknorze.»
Man habe aber alle Kritik und alle Anliegen immer ernst genommen. Wenn über Jahre hinweg trotz aller Erklärungen immer wieder die gleiche Kritik komme, sei das relativ schwierig. Von einem «Berner Bahnfilz» habe sie nichts gemerkt, sagte Egger und verweist auf die vielen beteiligten Akteure, darunter auch BLS, Post und Postautos.
«Wir werden einen tollen Bahnhof bekommen»
Auf die Frage, wann der Berner Hauptbahnhof seinen vollen Nutzen bringen kann, stellt Egger fest: «Den vollen Nutzen muss er bereits jetzt bringen. Den fertigen Bahnhof Bern hat es nie gegeben.» Auch nach 2035 werde dies nicht anders sein.
Dass der Bahnhof Bern ihr «Denkmal» werden könnte, weist sie zurück. Ein guter öffentlicher Verkehr sei immer ihr Anliegen gewesen: «Wir werden einen tollen Bahnhof bekommen in der Stadt Bern. Ein Postauto ist nach mir benannt, das reicht.»