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Bern Freiburg Wallis Die Steuerhölle Schelten ist ein «Paradies»

Schelten im Berner Jura ist eine kleine und unauffällige Landgemeinde. Für Schlagzeilen sorgt die Ansammlung einzelner Höfe immer wieder wegen der hohen Steuern. Wie lebt es sich auf diesem teuren Flecken Erde?

Ein kleiner Bach gurgelt am Hof von Thomas Hirsbrunner vorbei. Doch der Schein trügt: «Manchmal flutet der Bach den Stall und hinterlässt viel Dreck», sagt Hirsbrunner. Der Winter hier ist hart, das Leben einsam und wegen der hohen Gemeindesteuern sehr teuer.

Thomas Hirsbrunner präzisiert: «Das Leben hier ist vor allem schön. Für mich ist es das Paradies.» Der Stadtberner, der vor 24 Jahren in den Berner Jura zog, schwärmt von der Natur und der Freiheit hier oben. Von einer Steuerhölle mag er nicht sprechen. Er zählt lieber die Vorzüge auf.

Die Natur ist paradiesisch, die Freiheiten gross.
Autor: Thomas Hirsbrunner ehemaliger Gemeindepräsident

Hirsbrunner war lange Gemeindepräsident und kennt deshalb die Finanzlage. «Wir haben hier keinen grossen Steuerzahler, dafür aber wegen der vielen Gemeindestrassen hohe Ausgaben.»

Die Steuerbelastung der Schweizer Gemeinden

Auch Sepp Stolz ist ein Zugezogener. Vor 49 Jahren kam er mit seiner Frau von St.Gallen nach Schelten. Lange war er Lehrer in der Gesamtschule von Schelten, nun ist er pensioniert. Auch er relativiert die Statistik. «Die Lebenskosten sind sehr tief», sagt er. Zudem seien die höheren Steuerauslagen verkraftbar. Der pensionierte Lehrer Sepp Stolz und der Landwirt Thomas Hirsbrunner rechnen vor: In einer Gemeinde mit durchschnittlicher Steuerbelastung würden sie ein paar hundert Franken weniger Steuern bezahlen.

Trotzdem taucht Schelten immer wieder ganz vorne in den Statistiken als Gemeinde mit hohen Steuern auf. Als «Steuerhölle» wird sie immer wieder bezeichnet.

Die Leute in der Kantonsverwaltung haben manchmal Mitleid mit uns.
Autor: Sepp Stolz Pensionierter Lehrer aus Schelten

Das habe auch sein Gutes, meint Lehrer Sepp Stolz. «Die Leute in der Kantonsverwaltung haben manchmal Mitleid mit uns.» Er habe den Eindruck, dass der Kanton sich etwas mehr um Schelten kümmere als um andere Gemeinden. In Schelten hofft man derzeit einmal mehr auf Unterstützung des Kantons. Die Bewohner hoffen, dass die kleinen Strassen zu den abgelegenen Höfen demnächst geteert werden – mit finanzieller Unterstützung des Kantons.

(Regionaljournal Bern Freiburg Wallis;12:03 Uhr/17:30 Uhr)

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