Vergangenen Freitag haben sich in Thun 26 Vertreter von verschiedenen evangelischen Freikirchen, Landeskirchen und Hilfswerken getroffen. «Wir wollten die Hilfsangebote im Zusammenhang mit dem Bundesasylzentrum in Thun koordinieren», sagt EVP-Grossrat Marc Jost. Viele Hilfswerke und Kirchen seien bei den Migranten bereits jetzt aktiv, man wolle die Angebote bei Bedarf ergänzen.
Über Glaubensfragen reden ist für viele Flüchtlinge normal.
Bestehende Angebote an andern Orten seien etwa Kultur- und Sprachkurse, Fussballspielen mit Jugendgruppen oder Treffpunkte für Asylbewerber ausserhalb ihrer Unterkünfte, in Räumlichkeiten der Kirchen. Solche Aktivitäten seien das Verbindende. «Dass man dabei auch über Glaubensfragen spricht, ist für viele Flüchtlinge ganz normal», sagt Marc Jost. Schliesslich kämen viele dieser Menschen aus Kulturen, in denen Gott und die Religion omnipräsent seien.
Missionieren ist für Freikirchen zentral.
Kritisch gegenüber dem Engagement von Freikirchen bei Asylsuchenden ist Regina Spiess von Infosekta, einer Fachstelle für Sektenfragen. Grundsätzlich sei es begrüssenswert, wenn sich Leute um die Flüchtlinge kümmerten. «Es wird unserer Meinung dort schwierig, wo ein Engagement mit irgendeiner Form von Mission verbunden wird», sagt Regina Spiess. Ob das beim Einsatz der Thuner Freikirchen der Fall sei, könne sie nicht beurteilen. «Doch der Missionsauftrag steht bei Freikirchen und jeder Art von evangelikalem Glauben im Zentrum.»
Marc Jost sagt zur Frage, ob die Thuner Freikirchen bei den Asylsuchenden missionieren wollten: «Die Mission der Kirche ist es immer, die Nächstenliebe zu leben.» Es sei der Auftrag der Kirche, den Menschen in jedem Lebensbereich zu dienen. «Das kann auch ein geistliches Angebot sein, wenn es diese Menschen wünschen.»