Was Jean-Marie Bornet von der Walliser Kantonspolizei zur Zeit auf den Walliser Strassen sieht, gefällt ihm nicht: «Auf einem Schulweg war der Fussgängerstreifen plötzlich weg.» Immer wieder fehle irgendwo ein Fussgängerstreifen, wo eben noch einer war.
Im Wallis erfüllt etwa jeder dritte Fussgängerstreifen die Sicherheitsvorschriften nicht, etwa weil die Sichtweite der Autofahrer eingeschränkt ist. Oder weil die Minimalfrequenz von 50 Fussgängern in Spitzenstunden nicht erreicht wird. Die Folge: Die Polizei radiert solche gelben Streifen weg.
Auch andernorts in der Schweiz verschwinden immer mehr Fussgängerstreifen, beobachtet Pascal Regli von der Organisation Fussverkehr Schweiz. «Mit der Aufhebung eines Fussgängerstreifens wird kein einziges Problem gelöst.»
«Sünden» aus früheren Zeiten
Jean-Marie Bornet von der Walliser Polizei kritisiert die Frequenzvorgaben, welche in Berggebieten kaum einzuhalten seien. Doch Gianantonio Scaramuzza von der Beratungsstelle für Unfallverhütung entgegnet: «Je stärker ein Streifen genutzt wird, desto sicherer ist er.» Früher habe man halt im ganzen Land wie wild gelbe Streifen auf die Strassen gepinselt, ohne genau hinzuschauen, ob die Benutzer dort auch sicher über die Strasse kämen. «Diese Fussgängerstreifen muss man sanieren oder wegradieren und einen Ersatz dafür bereitstellen.»
Die ersatzlose Streichung von Fussgängerstreifen wie derzeit im Wallis gehe natürlich nicht. Mit Fussgänger-Schutzinseln oder besserer Beleuchtung könne man sehr wohl eine grössere Sicherheit für die Fussgänger erreichen. Bloss scheuten die Gemeinden oft die Kosten.
Die Normen für die Fussgängerstreifen werden derzeit überarbeitet. Bleibt abzuwarten, wie diese bei den Frequenzvorgaben den ländlichen Regionen entgegenkommen.