Nicht, dass Gstaad ein Problem damit hätte, eine der Top-Destination weltweit zu sein: «Diese kleine Prise Prestige hilft uns, überhaupt wahrgenommen zu werden», sagt Martin Bachofner, Tourismusdirektor von Gstaad-Saanenland.
Gstaad habe aber mehr zu bieten als nur reiche Russen oder Luxusboutiquen: «Zum Beispiel haben wir noch über 150 Landwirtschaftsbetriebe», so Bachofner.
Aldo Kropf, Präsident der Gemeinde Saanen, zu der auch Gstaad gehört, ergänzt: «Wir haben auch Schönried oder Saanenmöser und nicht nur High-End-Tourismus oder Jet-Set.» Es sei halt für Medien interessanter, über die Schönen und Reichen zu berichten, so Kropf.
Was der Region Gstaad-Saanenland vor allem fehle, seien Gäste im mittleren Preissegment, also in Zwei- bis Viersterne-Hotels: «Wir könnten viel mehr Übernachtungen haben, dann wären auch die Skipisten nicht so leer», so Aldo Kropf.
Auch das Gewerbe in der Region würde von zusätzlichen Gästen profitieren. «Wir möchten Leute, die zum Skifahren, Biken oder Wandern nach Gstaad kommen», sagt Tourismusdirektor Bachofner, «Leute, die auch in der Nebensaison bei uns sind».
Kommts zu einer Trendwende?
Genau für diese Gäste fehlt in Gstaad jedoch das Angebot: «In den letzten Jahren hat die Region Gstaad-Saanenland über 1000 Gästebetten verloren», klagt Tourismusdirektor Martin Bachofner, «sei es wegen Problemen bei der Nachfolge oder fehlenden Finanzen für nötige Investitionen». Gstaad ist damit nicht alleine: Laut einer Studie von BAK Basel sind die Betten in Dreisterne-Hotels zwischen 1995 und 2008 um 12,2 % zurückgegangen.
Dennoch gibt es einige Lichtblicke: In Saanen geht Ende Jahr das neue Dreistern-Hotel «Spitzhorn» auf, auch das «La Gare» soll mit drei Sternen wiedereröffnet werden. Ausserdem wird die Zahl der Betten in der Jugendherberge in den nächsten Jahren mehr als verdoppelt. «Der Mix muss stimmen», sagt Martin Bachofner, «dazu gehören Luxushotels genauso wie Jugendherbergen».
Dieser Mix kann jedoch auch zu Spannungen führen, wie das Beispiel Saas-Fee (VS) zeigt: Die dortige Jugendherberge stiess zu Beginn auf heftigen Widerstand der Hoteliers, die um ihre Gäste fürchteten. Mittlerweile ist die Kritik jedoch verstummt.