Ein Lastwagen auf einem Zug der rollenden Landstrasse im Tunnel schlägt leck. Amoniak strömt aus, das Gas erreicht einen Personenzug, der hinter dem Lastwagenzug durch den Tunnel fuhr. Ueber 900 Zugspassagiere leiden unter Atemnot.
So die Übungsanlage am Samstag im Lötschberg-Basistunnel. Das bedeutete für rund 400 Einsatz- und Rettungskräfte: Über 900 Personen mussten so schnell wie möglich aus der Gefahrenzone und damit aus dem Tunnel gebracht und versorgt werden. Sinn und Zweck sei es gewesen – so Daniel Wyder, Chef Infrastruktur der BLS – die Koordination der verschiedenen Hilfskräfte auf beiden Seiten des Tunnels zu üben und zu verbessern.
Testfall für die Koordination der Rettungskräfte
Die Übungsanlage – so der Einsatzleiter Stefan Held – sei allerdings nicht realistisch, weil im Alltag nie ein Personenzug so nahe auf einen anderen Zug auffahren könne. Er würde automatisch mehrere Kilometer vorher gestoppt.
Da man aber nur alle 6 Jahre im Tunnel so eine grosse Übung durchführen könnte, habe man eine Idee gespielt, die den Einsatz möglichst vieler Truppen und damit deren Koordination beüben könne. Der letzte solche Test fand 2007 vor der offiziellen Inbetriebnahme des neuen Tunnels statt.
930 «Figuranten», 1 wirklicher Problemfall
Die über 900 Bahnpassagiere, die von Freiwilligen gespielt wurden, konnte alle im Zeitraum von anderthalb Stunden mit Postautos oder einem Rettungszug aus dem Tunnel evakuiert und versorgt werden. Man habe – so der Einsatzbeobachter auf der Tunnelsüdseite, Richard Rieder – im Detail einige Schnittstellen feststellen können, bei denen die Koordination noch verbessert werden könne. Im grossen und ganzen aber sei die Übung reibungslos abgelaufen. Einzig ein Passagier musste echt betreut werden, weil er durch die Enge im Tunnel wirkliche Probleme bekam und hyperventilierte. Um 15.00 Uhr war der Tunnel wieder für den fahrplanmässigen Verkehr freigegeben.