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Bern Freiburg Wallis Im Jura steckt vielleicht die Lösung für ein Problem der Welt

Im internationalen Felslabor Mont Terri bei Saint Ursanne (JU) erforschen Wissenschafter den Opalinuston, weil er wahrscheinlich ideal ist für ein Endlager für hochradioaktive Abfälle. Ein Problem, das seit Jahrzehnten einer Lösung harrt. Überraschende Hilfe kam vom Naturhistorischen Museums Bern.

Opalinuston ist eine sehr dichte, undurchlässige Gesteinsschicht, die ein urzeitliches Riesenmeer als Sediment über halb Mitteleuropa abgelagert hat. Opalinuston gilt heute in der Wissenschaft als ideale Umgebung für ein geologisches Tiefenlager für hochradioaktive Abfälle zum Beispiel aus Kernkraftwerken. Nach einer solchen finalen Entsorgungsstätte, die für die nächsten 800 Generationen sicher sein muss, suchen Naturwissenschafter und Ingenieure weltweit seit Jahrzehnten. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Felslabor Mont Terri im jurassischen St. Ursanne.

Seit kurzem wissen die Forscher nun, dass der 174,4 Millionen Jahre alte Opalinuston im Jura 300'000 Jahre älter ist als die Schicht im Zürcher Weinland, die allenfalls als Schweizerisches Endlager in Frage kommt.

Diese erdgeschichtlich extrem präzise Altersbestimmung kommt von Paläontologen des Naturhistorischen Museums in Bern. «Es war extrem spannend, mit Wissenschaftern anderer Disziplinen unter Tag zu arbeiten», sagt Bernhard Hostettler, «auch wenn ich mir Feldarbeit ja gewohnt bin.» Man habe zudem aus relativ wenig Material sehr viele Informationen herausholen können.

Von wissenschaftlicher Systematik und glücklichen Zufällen

Die Museums-Experten bestimmten das Alter aufgrund von sogenannten Ammoniten. Das sind versteinerte Tintenfische, mit denen sich die Berner Fossilienforscher besonders gut auskennen. «Wir wollen einfach alles wissen. Deshalb war auch der Beitrag der Berner Spezialisten so wertvoll. Sie erlauben Rückschlüsse auch auf andere Standorte», sagt der Mont Terri-Laborleiter, der Geologe Paul Bossart beim Rundgang durch ein weitläufiges Stollensystem.

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«Paläontologen wie Bernhard Hostettler gibt es nur eine Handvoll auf der ganzen Welt», lobt Paul Bossart. Dabei begann der doch unübliche Auftrag ans Berner Museum mit einem Zufall. Bei einer Besichtigung im Felslabor entdeckten die Berner Fachleute Fossilien, die sie noch nicht kannten. Ein Wort gab das andere und das Museum war an Bord.

Ein Mosaik des Wissens entsteht

Seit 1996 ist eine internationale Forschergruppe im Felslabor im Berg Mont Terri bei St. Ursanne im Kanton Jura an der Arbeit. Die Forschungsstätte ist deshalb ideal, weil die Erdfaltung des Juras und ein neuer Autobahntunnel zwischen Delsberg und Pruntrut einen sehr einfachen Zugang zur Opalinuston-Schicht erlauben. Hier liegt dieses Gestein praktisch vor der Nase und erleichtert zahllose Forschungsprojekte und Experimente.

Als Endlager kommt dieser Standort allerdings keinesfalls in Frage, weil der Opalinuston viel zu nahe an der Erdoberfläche liegt. Das Gegenteil ist zum Beispiel die Region Bern. Da befindet sich die Opalinuston-Schicht in 3500 Metern Tiefe - viel zu tief und dort viel zu heiss. Das Mont Terri-Felslabor steht unter der Obhut von Swisstopo, beteiligt sind die Schweizerische Atomaufsichtsbehörde ENSI, die Nagra, viele Universitäten und Organisationen aus 15 Ländern.

Die Wissenschaft im Minenfeld der Umweltpolitik

Das gesammelte Wissen dient allerdings nicht nur der Suche nach einem Endlager für abgebrannte AKW-Brennstäbe, sondern liefert auch Fakten für Geothermie, die Endlagerung von CO2 oder die Erdgas-Förderung mit Fracking. Und damit sind die Forscher mitten drin in einer zwar aktuellen, aber politisch und öffentlich höchst umstrittenen Frage um Verfahren und Auswirkungen. «Wir wissen das schon», sagen Laborleiter Paul Bossart und der Berner Museumsdirektor Christoph Beer übereinstimmend, «aber die Politik interessiert uns nicht. Wir liefern ausschliesslich wissenschaftliche Daten». So werden in Mont-Terri-Stollen zum Beispiel auch die Anordnung und der Aufbau von Endlager-Kammern simuliert. Demonstrations-Experimente zeigen, wie ein Stahlbehälter mit abgebrannten AKW-Brennstäben auf Schienen in eine Kaverne eingefahren und mit dem quellenden Ton-Granulat Bentonit abgedichtet werden könnte.

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