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Bern Freiburg Wallis In den Bunkern des Jolimont

Zwischen Erlach und Gampelen liegt ein einzigartiges Verteidigungssystem. Auf dem Jolimont baute die Schweizer Armee im Ersten Weltkrieg eine tief gestaffelte Verteidigungslinie gegen Angriffe aus dem Westen. «Schweiz aktuell» von SRF unternimmt eine exklusive Zeitreise in die Unterwelt.

Juri Jaquemet kennt den Jolimont wie seine Hosentasche. Am Fuss des Hügelzugs ist der junge Historiker aufgewachsen. Rund 20 Personen haben sich für seine Exkursion angemeldet, die durch dichten Laubwald führt. Die Wanderung verläuft mitten durch ein ausgeklügeltes System von Schützengräben, Artilleriebatterien und Bunkern. Oberhalb von Gampelen erklärt Jaquemet die strategische Bedeutung der Bauwerke: «Wir sehen auf die Paris-Neuenburg-Bern-Lötschberg-Linie, welche ganz in der Nähe den Zihlkanal überquert. Diese Verteidigungsanlagen sollte die Eisenbahn, aber auch die Bundesstadt Bern im Fall eines französischen Angriffs schützen.»

Die Armee befürchtete nämlich, Frankreich könnte Deutschland in der verwundbaren südlichen Flanke angreifen - über neutrales Schweizer Territorium. Deshalb wurde der Jolimont zwischen 1914 und 1918 sukzessive zu einem Abwehrriegel ausgebaut. Diese «Fortifikation Murten» genannte Verteidigungslinie war durchschnittlich mit 2000 Mann besetzt.

Von Frankreich ausspioniert

Noch heute zeugen unzählige Schützengräben und unterirdische Anlagen im Berner Seeland von schweizerischer Abwehrbereitschaft. Jaquemet öffnet uns die Stellung «Hohlenreben», die unter der Obhut des «Vereins historische Militäranlagen Freiburg/Bern» steht und leuchtet mit der Stirnlampe auf verblichene Porträts von Offizieren und ein patriotisches Gedicht. Oft war der Alltag geprägt von Langeweile, welche die Wehrmänner mit Pinsel und Poesie bekämpften.

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Mehr dazu sehen Sie in der Sendung «Schweiz aktuell» um 19:00 Uhr auf SRF 1.

Unter den Exkursionsteilnehmern ist Christian Bugnon, der einzige Romand in der Gruppe. «Mich fasziniert, wie unsere Vorfahren von Hand mit dem Pickel Kavernen in den Sandstein gegraben haben», erklärt der Geologe sein Interesse.

Ein besonderes Augenmerk auf den Jolimont und die «Fortifikation Murten» hatte die französische Heeresleitung. Sie liess die militärischen Bauwerke ausspionieren, wie Aktenfunde zeigen.

Der Jolimont liegt übrigens exakt auf der Sprachgrenze. Ironie des Schicksals: Nie waren die Gräben zwischen Romandie und Deutschschweiz grösser als im Ersten Weltkrieg, welche tendenziell für Frankreich, respektive Deutschland sympathisierten. «Die Verteidigungslinie folgte aber primär strategisch-militärgeographischen und nicht sprachpolitischen Gesichtspunkten», präzisiert Juri Jaquement.

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