Josef Maushart, Präsident des Industrieverbandes Region Solothurn und Verwaltungsratspräsident der Spezialwerkzeugmaschinen-Holding Fraisa AG in Bellach, hatte für seine Vision einer technologischen Revolution den passenden Rahmen ausgesucht. Bei der Einweihung des InnoCampus in Biel Mitte Juni erläuterte er Unternehmern, Politikern und Hochschul-Rektoren, weshalb in den nächsten Jahren auch in der klassischen Industrieregion Biel/Jurabogen die Entwicklungen, Verfahren und Produkte völlig anders daherkämen.
«Der Begriff Revolution ist angebracht»
«Die Entwicklungen der letzten Jahre gehen in die Breite. Die Erkenntnisse bei künstlicher Intelligenz und der Robotik führen zum Beispiel dazu, dass selbstlernende Maschinen Arbeiten übernehmen, die wir bisher nur Menschen zugetraut haben» sagte Josef Maushart.
So erwartet er, dass in den nächsten 10 Jahren praktisch jedes Produkt überarbeitet werden muss und dass sich die Werkstoffe und die Produktionsverfahren fundamental verändern, zum Beispiel wegen der 3-D-Druckverfahren oder der noch viel grösseren Durchdringung der Abläufe durch das Internet.
Und dafür bräuchten die Firmen auch im Jurabogen Kompetenzen, die sie heute noch nicht haben. «Zurzeit beginnt die Ausbildung einer neuen Generation von Konstrukteuren, die mit solchen Strukturen überhaupt umgehen können.»
Eine gewaltige Herausforderung
Josef Maushart ist überzeugt, dass die Unternehmen die Herausforderung schaffen - wenn sie rechtzeitig in Forschung und Entwicklung investieren, und wenn vor allem die Universitäten, Fachhochschulen und die Industrie viel näher zusammenrücken. «Es ist auch eine Chance, unseren Werkplatz mit seinem Mangel an Fachkräften und den hohen Löhnen wettbewerbsfähig zu erhalten.»
Der InnoCampus in Biel, der Forschung und Unternehmen zusammenbringen will, sei deshalb ein gutes und richtiges Signal. «Das ist matchentscheidend. Wir müssen einen nahtlosen Übergang von Bildung und Arbeit erreichen und den Lernprozess enorm beschleunigen». Und dazu müsse die Schweiz um jeden Preis dafür sorgen, dass sie wieder Anteil an den europäischen Forschungsprogrammen nehmen könne.
Der kühle Blick der Wissenschaft
Die Schweizer Industrie mit ihrer Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit sei durchaus in der Lage, die Zukunft zu meistern, sagt auch der Berner Volkswirtschaftsprofessor Aymo Brunetti, der sich mit regionaler Wirtschaftsentwicklung befasst.
Allerdings könne die Wissenschaft die Innovationen nicht voraussagen. «Das geht per se nicht. Innovation ist neu und überraschend - sonst bräuchte es sie ja gar nicht».
Dass sich die Industrie diese Fragen stelle, sei aber logisch. «Immerhin müssen sie das Geld für Investitionen bereitstellen», so Aymo Brunetti. Skeptisch ist Aymo Brunetti aber, ob es bei der Innovationsförderung den Staat braucht.