Seit über 20 Jahren ist die rund 12'000 Qadratmeter grosse «Sauvage-Matte» hinter dem gleichnamigen Hotel in Meiringen für ein touristisches Entwicklungsprojekt reserviert. Das Land gehört zu rund zwei Dritteln der Einwohnergemeinde, der Rest ist im Eigentum der Dorfgemeinde und von Haslital-Tourismus. Nach der Gemeindeversammlung vom 25. Juni sind die Würfel nun gefallen: Das Land wird an eine Schweizer Gesellschaft verkauft, die darauf ein Ferienresort mit 90 Wohnungen bauen will - alle ohne Ausnahme hotelmässig bewirtschaftet.
«Wir erwarten davon starke wirtschaftliche Impulse» sagt Gemeindepräsident Roland Frutiger. «Meiringen hat nun die Chance, einen wichtigen Schritt vorwärts zu kommen.» Tourismusdirektor Nils Glatthard verdeutlicht diese Erwartung: «Arbeit fürs Gewerbe, Publikum für unsere Läden und unsere Gastronomie, mindestens 80'000 zusätzliche Logiernächte und in den nächsten Jahren fünf bis sechs Millionen Franken Wertschöpfung.» Das Entgegenkommen: Der Quadratmeterpreis von 70 Franken erlaubt einem Investor, eine vernünftige Rendite zu erzielen.
Meiringen hat sich abgesichert
Die drei Landeigentümer haben allerdings ein paar Sicherungen eingebaut: Wenn das Resort-Projekt scheitert, fällt das Land an die bisherigen Eigentümer zurück. Bis in einem Jahr muss ein bewilligungsfähiges Projekt vorliegen, gebaut wird mindestens im Minergie-Standard und die neue Anlage muss sich an die Fernheizung und das Stromnetz der Dorfgemeinde anschliessen. Ein Verkauf einzelner Wohnungen an Auswärtige ist ausgeschlossen. So will Meiringen jegliche Spekulation und jede Zweitwohnungs-Problematik verhindern.
Oberried hat Erfahrung - und wartet
20 Kilometer talabwärts, in Oberried am Brienzersee, ist man mit der Resort-Idee viel weiter. Seit 2009 arbeitet der Holländer Guido van Hoogdalem und seine First Projektmanagement AG an der Realisierung des neuen Resorts Brienzersee mit 155 Wohnungen - ebenfalls ein millionenschweres Projekt. Die Anlage auf dem Gelände der ehemaligen Feuerwerkfabrik Hamberger ist baubewilligt und zahlreiche Wohnungen sind schon verkauft.
«Wir stehen hinter dem Vorhaben. Aber wir haben erfahren, dass es sehr viel Zeit braucht. Ich hoffe, es geht bald los mit dem Bau», sagt der Oberrieder Gemeindepräsident Andreas Oberli.
Das hofft auch Guido van Hoogdalem: «Die Zweitwohnungs-Initiative und ihre Folgen und der Euro-Schock im Januar haben uns ein Jahr gekostet». Am Konzept aber habe man nichts geändert. Es gehe darum, die Anlage zu bauen und sie dann so zu betreiben, dass es keine kalten Betten gibt. «So etwas funktioniert in ganz Europa bestens», weiss der holländische Investor.
Finanzierung ist enorm schwierig geworden
Allerdings ist die Sachlage gemäss Guido van Hoogdalem in der Schweiz und im Kanton Bern verzwickter als anderswo. Denn erstens ist die Hotelnutzung der Wohnungen im Grundbuch eingetragen und verhindert, dass aus den Resort-Appartements ungenutzte Ferienwohnungen werden. Aber Erstwohnsitze sind auch nicht erlaubt. Keine Steuern für Oberried. Und kein Anreiz für Käufer.
Zweitens wollen die Banken unterdessen einen Eigenkapital-Nachweis von 90 Prozent. «Das ist eine sehr hohe Hürde, wenn man praktisch ausverkauft sein muss», gibt Guido von Hoogdalem zu. Und schliesslich hatten die ausländischen Investoren am Euro-Schock zu kauen. Gemessen am Franken verlor der Euro einen Drittel seines Werts.
Aber der holländische Promotor wiederholt sein Versprechen vom August 2014: «Wir sind einer definitiven Finanzierungs-Lösung sehr nahe. Ich gehe davon aus, dass wir im Herbst 2015 mit dem Bau der ersten Etappe beginnen». Darauf wartet auch ein Konsortium aus einheimischen Firmen, die die Anlage dann hochziehen wollen.