Seit drei Jahren gilt in der Schweiz die freie Spitalwahl. Neu zahlt Freiburg nicht mehr nur für Eingriffe, die im eigenen Kanton nicht gemacht werden können, sondern für alle Spitalaufenthalte in anderen Kantonen. Auch in Privatkliniken sofern diese zum Beispiel auf der Berner Spitalliste sind.
Für Freiburg ist somit die Rechnung für ausserkantonale Spitalaufenthalte von 20 Millionen Franken auf jährlich 60 Millionen Franken gestiegen. Geld, dass Freiburg auch für Spitalaufenthalte im Kanton zahlen müsste, sagt Gesundheitsdirektorin Anne-Claude Demierre. «Aber das Geld wäre für die Arbeitsplätze und Investitionen in Freiburg.» Die ausserkantonalen Spitalaufenthalte bedrohen die 2300 Vollzeitstellen im Freiburger Spital.
Freiburgs Sprachenproblem
Vor allem Deutschfreiburger gehen nach Bern ins Spital. Anne-Claude Demierre will diese zum Teil zurückholen. «Wir bieten in Freiburg deutschsprachige Abteilungen an.» Ausschlaggebend sind die Ärzte. Sie machen die Spitalzuweisung. Das neue Hirslanden Praxiszentrum ist der Gesundheitsdirektorin deshalb ein Dorn im Auge. «Es kann nicht sein, dass alle Patienten in eine Privatklinik in Bern überwiesen werden.»Christoph Egger von Hirslanden beschwichtigt. «Der Patient hat die freie Wahl.» In der Berner Klinik Beau-Site stammt jedoch ein Viertel der Patienten aus Freiburg, Solothurn und Oberwallis.
Die Ethik geht verloren
Jean-Daniel Schumacher ist Allgemeinmediziner in Tafers und Präsident der Freiburger Ärztekammer. Er hat Mühe mit dem Kampf des Freiburger Spitals mit den Privatkliniken um lukrative Patienten. Das gehe gegen seine Ethik. «Medizin ist ein normales Geschäft geworden.» Die öffentlichen Spitäler seien im Nachteil. «Sie müssen für viel Geld Ärzte ausbilden.» Freiburgs Spitalverantwortliche müssen in seinen Augen das Spitalangebot gerade für Deutschfreiburg ausbauen, um die Abwanderung zu stoppen.