Eine Studie des Büros für Arbeits- und Sozialpolitische Studien zeigt, dass der Kanton Bern im Vergleich zu anderen Kantonen schlecht abschneidet, wenn es um die berufliche Integration von Flüchtlingen und vorläufig Aufgenommenen geht. Von 183 beobachteten Personen waren nach zwei Jahren 26 Prozent ins Arbeitsleben integriert. In anderen Kantonen sind es bis 50 Prozent.
Die Gründe seien auf der strukturellen und auf der programmlichen Ebene zu finden, sagt Studienverfasser Jürg Guggisberg. «Strukturelle Probleme sind zum Beispiel, dass für Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommene zwei kantonale Direktionen zuständig sind: Die Polizei- sowie die Gesundheits- und Fürsorgedirektion. Alle integrierten Ämter sind zu wenig vernetzt.» Und auch der Kontakt zur Wirtschaft sei ungenügend. Der Kanton Bern arbeite daran, die Vernetzung zu verbessern, sagt Manuel Haas, Leiter Abteilung Integration.
Das Stufenmodell als Stolperstein
Im Kanton Bern besuchen Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommene zuerst einen Sprachkurs. Können sie Deutsch, gehen sie in Kurse zur beruflichen Qualifikation. Erst dann folgt die Stellensuche. Viele verharren aber laut der Studie in den Sprachkursen, weil die Anforderungen zu hoch sind. «Das Problem ist erkannt», sagt Manuel Haas vom Kanton Bern. Deshalb starte Mitte des nächsten Jahres ein Pilotprojekt. «Die Flüchtlinge sollen schnell eine Arbeit finden, gleichzeitig Deutsch lernen und sich dann beruflich weiter entwickeln.»
Es gibt bereits heute nicht genügend Programmplätze für alle Flüchtlinge. Und das Problem verschärft sich weiter: Alleine im September kamen 160 Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommene dazu, die nun ins Berufsleben integriert werden sollen. «Lösungen können nicht von heute auf morgen umgesetzt werden», sagt Manuel Haas. Allerdings habe der Kanton auch ein finanzielles Interesse, dass Flüchtlinge möglichst schnell eine Arbeit finden. Bis dahin leben sie von der Sozialhilfe.
Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 17:30 Uhr