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Bern Freiburg Wallis Knatsch um die Brücke von Sigriswil

Seit einem knappen Jahr verbindet im Berner Oberland eine Hängebrücke die Dörfer Sigriswil und Aeschlen. Für die Gemeinde wichtig und bei den Touristen beliebt, birgt die Brücke dennoch Zündstoff.

Bevor sie gebaut wurde, waren einige dagegen in Sigriswil. Am Stammtisch im Restaurant Adler sprechen sie nicht mehr gerne darüber. Sie sei ja jetzt da, die Brücke, und das sei schon gut so, heisst es. Viele waren auch von Anfang dafür und haben Recht behalten, so wie Alt-Landwirt Ernst Kämpf: «Ich war immer für die Brücke. Sie ist eine Attraktion für das Dorf», sagt Kämpf in der Sendung «Schweiz Aktuell» von SRF. Auch Ursula Stauffer, ebenfalls Landwirtin findet: «Fürs Dorf ist sie eine Bereicherung. An schönen Tagen ist die Brücke gut besucht und es gibt kaum mehr freie Parkplätze.»

Gebaut wurde die Brücke vom Verein «Panorama Rundweg Thunersee». Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, rund um den Thunersee einen zusammenhängenden Wanderweg zu erstellen, da mehrere Schluchten nur mit steilem Ab- und Aufstieg zu überwinden sind.

Die Brücke über die Gummischlucht zwischen Sigriswil und Aeschlen ist die zweite Brücke, die vom Verein gebaut wurde. Vereinspräsident Peter Dütschler erklärt: «Mit dem Rundweg wollen wir die Saison verlängern, damit auch im Winter Wandern am Thunersee möglich ist.» Im letzten Herbst wurde die Sigriswiler Hängebrücke eröffnet. Mit den Besucherzahlen ist Dütschler sehr zufrieden. «Das hätten wir uns nie erträumt!»

Verärgerte Touristen ...

Die Brücke von Sigriswil, eine Erfolgsgeschichte? Nicht für alle. Wie viele Besucher die Brücke überqueren, das weiss Dütschler aus den Einnahmen. Denn die Überquerung kostet: Acht Franken Wegzoll zahlt jeder Tourist. Nur für Einheimische ist der Brückenbesuch gratis. Nicht allen Touristen gefällt das: «Die spinnen, die Schweizer!», sagt Yvonne Rausch aus Deutschland. Andere haben mehr Verständnis, schliesslich sei der Bau der Brücke teuer gewesen.

... und illegale Basejumper

Der Wegzoll ist nicht das einzige Ärgernis. Wo es hoch ist und steil im Berner Oberland, da sind auch die Basejumper nicht weit. Laut Basejumper Martin Schürmann sind seit Eröffnung der Brücke schon rund zehn Personen hinuntergesprungen – und das obwohl der Verein das Springen verbietet. Schürmann selbst ist bereits zweimal gesprungen. Er war am Bau der Brücke beteiligt, für ihn war es Ehrensache, dass er auch der Erste ist, der den Sprung wagt.

Ein Verbot für Extremsportarten wie Bungee-Jumping und Basejumping sei eine Auflage gewesen bei der Baubewilligung, erklärt Peter Dütschler. Tagsüber kontrollieren Ranger den Brückeneingang und kassieren den Eintritt. Sie sind angehalten, Basejumping zu verhindern. Allerdings ist noch nie ein Ranger einem Basejumper begegnet. «Die Basejumper seien grundsätzlich selbst für ihr Tun verantwortlich», so Dütschler.

Neuer Anstrich geplant

Und noch etwas stört einige an der Brücke: Die Stahlkonstruktion reflektiert das Licht bis hinüber auf die andere Seeseite nach Hondrich, wo Ulrich Meier wohnt. Von seinem Balkon aus kann er die Brücke gut sehen, besonders abends, wenn die Sonnenstrahlen auf die Brücke fallen. Ein unnötiger Eingriff in die Landschaft sei die Brücke, sagt Meier: «Ein glänzender Strich in der Landschaft. Das ärgert mich.»

Dass die Brücke ein Eingriff in die Landschaft sei, dem ist sich Peter Dütschler bewusst. Schon bei der Planung sei ein möglicher Anstrich der Brücke thematisiert worden. Nun, da Reklamationen eingingen, will Dütschler den Kritikern entgegenkommen. Schon bald soll die Hängebrücke seitlich einen dunkelgrünen Anstrich erhalten, damit sie nicht mehr glänzt und sich nahtloser ins Landschaftsbild einfügt. Ein Problem weniger für die Brücke, die so viel zu reden gibt.

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