Es war ein Experiment, bei dem niemand wusste, wie es endet. Neun Studierende des MAZ waren neun Monate lang mit der Kamera dabei, wann immer die Kantonspolizei Bern an der Arbeit war. «Ein Alltag, der oft Ausnahmezustand ist», sagt Bernhard Giger, der Leiter des Kornhausforums in Bern. Er stellt nun eine Auswahl von rund 100 Bildern im Kornhausforum Bern aus.
«Für die Fotografinnen und Fotografen gab es keine Einschränkungen, abgesehen vom Persönlichkeitsschutz und vom Amtsgeheimnis. Sie haben entschieden, wann und wo sie Bilder machen», betonte Kapo-Kommandant Stefan Blättler.
Er wusste nicht, wie dieses Abbild des polizeilichen Alltags herauskommt. Mit dem Ergebnis ist er nun sehr zufrieden. «Ich erkenne authentisch die Arbeit unserer Leute. Und ich bin beeindruckt, mit welcher Sorgfalt sie auch ethisch sehr schwierige Situationen gemeistert haben.» Der Kommandant der Police Bern ist auch sicher, dass dieser «zweite Blick» von aussen auch nach innen wirkt. «Für uns war es ja auch unglaublich spannend, zu sehen, wie unsere Arbeit wahrgenommen wird.»
Vom Touristen-Schwatz bis zur Leichenbergung
So wurden die Fotografinnen und Fotografen mit allem konfrontiert, was die Polizeiarbeit mit sich bringt - vom freundlichen Schwatz mit einem Touristen
über Fahrzeugkontrollen, Spurensicherung, Grossdemonstrationen, spektakuläre Festnahmen, Drogenhandel und Prostitution bis hin zum Umgang mit dem Tod. «Es gab Momente, da fragte ich mich, ob ich das wirklich alles wissen und erleben will», erinnert sich Caroline Marti, eine der MAZ-Studentinnen im Gespräch mit dem «Regionaljournal Bern Freiburg Wallis» von Radio SRF, «aber ich habe begriffen, welche Menschen mit welchen Regungen in den Uniformen stecken».
Ist es nun Kunst oder Reportage?
Die Bild-Autoren und Autorinnen vertrauen auf die Kraft ihrer, oft ungewöhnlich schönen Bilder. «Für mich ist klar - das ist Reportage und nicht Kunst», sagt aber zum Beispiel Fotograf Christoph Mächler. Aber die Bilder bleiben auf dem anspruchsvollen, schmalen Grat zwischen Harmlosigkeit und Geschmacklosigkeit.
«Die Leute haben gelernt, dass nicht das Bild um jeden Preis wichtig ist. Sondern die Entscheidung, wann man abdrückt und wann nicht», sagt Reto Camenisch. «Ich bin sicher, dass dies die Gruppe fit macht für den Berufsalltag - bei dem sie wohl nie mehr so nahe ans Geschehen kommen wie während der Begleitung der Police Bern.»
Der erfahrene Thuner Fotograf, Autor und Journalist ist am MAZ Luzern Leiter des Studiengangs «Redaktionelle Fotografie» und hat das Experiment bei Police Bern eng begleitet.