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Bild 1 von 9. Hoher Besuch bei der neuen KWO-Zentrale Handeck: Bundesrätin Doris Leuthard, Mitte KWO-CEO Daniel Fischlin, rechts KWO-Verwaltungsratspräsident und Ständerat Werner Luginbühl. Bildquelle: Christian Strübin/SRF.
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Bild 2 von 9. Daniel Fischlin, CEO der KWO, vor dem neuen Kraftwerk-Eingang Handeck. Bildquelle: Christian Strübin/SRF.
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Bild 3 von 9. Bau des Druckschachts zwischen Innertkirchen und Kapf. Bildquelle: zvg KWO.
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Bild 4 von 9. November 2015: Der Rätrichsbodensee ist leer. Bildquelle: zvg KWO.
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Bild 5 von 9. Der Stollen ist 19 km lang, mit einem Durchmesser von 4,3 Metern. Bildquelle: zvg KWO.
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Bild 6 von 9. Andi Schläppi und Gesamtbauleiter Ralf Grand im Profil des neuen Druckstollens. Bildquelle: zvg KWO.
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Bild 7 von 9. In Innertkirchen steht eine neue Zentrale mit einer neuen Turbine. Eine weitere solche Anlage gab es bei Handeck. Bildquelle: zvg KWO.
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Bild 8 von 9. Der neue Unterwasserstollen von Innertkirchen zum Beruhigungsbecken. Bildquelle: zvg KWO.
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Bild 9 von 9. Das neue Beruhigungsbecken bei Innertkirchen: Es kann das Wasser mit weniger Schwankungen an die Aare zurückgeben. Bildquelle: zvg KWO.
Vier Jahre Bauzeit, 19 Kilometer neue Stollen, zwei neue Kraftwerkzentralen in Innertkirchen und Handegg mit je einer neuen Turbine, 70 Gigawattstunden mehr Strom als vorher und rund 305 Millionen Franken Kosten. Das sind die Eckdaten des Kraftwerkprojekts «Tandem», das die Kraftwerke Oberhasli nun fertiggestellt und am Montagabend feierlich eingeweiht haben. «Es ist ein gutes Zeichen für die einheimische Energie und ein gutes Signal für die Energiepolitik» sagten Energieministerin Bundesrätin Doris Leuthard und die bernische Regierungsrätin und Energiedirektorin Barbara Egger.
Das Kernstück des Projekts ist der neue unterirdische Stollen zwischen dem Rätrichsboden-Stausee und den Zentralen Handeck und Innertkirchen. Der neue Stollen verläuft parallel zum bestehenden Stollen, ist mit 4,3 Metern Durchmesser aber deutlich grösser. Damit fliesst das Wasser langsamer, erzeugt weniger Reibungsverlust und gibt deshalb eine deutlich bessere Ausbeute an Strom.
Zudem steht nun bei Innertkirchen ein neues Becken bereit für 22 Millionen Liter Wasser aus den Turbinen. Mit diesem Becken kann die KWO das Wasser dosierter als bisher an die Aare zurückgeben. Zudem hat der Zuleitungsstollen ein Rückhalte-Volumen von 60 Millionen Liter Wasser - Stichwort Hochwasserschutz!
Stromproduktion mit der feinen Hand
Mit der neuen Anlage sei die KWO in der Lage, die Stromproduktion sehr schnell und präzise zu optimieren, steht im Baubeschrieb. Heisst also: Sofort viel Strom, wenn die Abnehmer ihn brauchen, sofort gezielt zurückfahren, wenn Sonne und Wind den Bedarf decken.
Diese Reaktionsfähigkeit hilft mit, die Wasserkraft etwas marktfähiger zu halten. Zurzeit können die Wasserkraftwerke preislich nicht mehr mithalten angesichts der hochsubventionierten europäischen Stromschwemme. Ein Hauptgrund, dass die KWO die 300-Millionen-Investition überhaupt an die Hand genommen haben, auch wenn alle Wasserstromproduzenten wirtschaftlich stark unter Druck sind.
Interessant ist, was die KWO nicht baut
So hat die KWO im Jahr 2013 beschlossen, ein Pumpspeicherwerk für 660 Millionen Franken nicht zu bauen, weil es sich zurzeit nicht rechnet. Andere Kraftwerkkonzerne konnten oder wollten solche Riesensummen nicht mehr stoppen. Bis 2020 gehen in den Glarner und Walliser Alpen zwei gigantische Pumpspeicherwerke ans Netz, die je rund 2 Milliarden kosten. Wirtschaftlich sehr problematisch, solange der Ertrag für Wasserstrom nicht besser wird, urteilen Fachleute.
Politisch vielleicht gerade richtig
Die vergleichsweise moderate Investition der KWO passt allerdings der Politik. 70 Gigawattstunden zusätzliche Wasserstrom-Energie deckt rund einen Viertel ab, den die bernische Energiestrategie 2030 fordert.
Zudem geht das Kernkraftwerk Mühleberg in drei Jahren vom Netz und dann sieht die Marktlage auch wieder anders aus, vor allem, wenn sich unser Land bei der Energieversorgung eine gewisse Autonomie erhalten will. Wenn die KWO zudem den neuen Stausee Trift bauen kann, sind die Ziele der Energiestrategie aus bernischer Sicht praktisch erreicht.
In der September-Session muss das bernische Kantonsparlament Entscheide fällen, die zwölf einheimischen Wasserstrom-Produzenten das Leben etwas leichter machen soll: Es geht um eine Reduktion des Wasserzinses an den Kanton und um Investitionsabsicherungen im Rahmen von Amortisationsvereinbarungen.