Weil in den letzten Jahren die Preise für Häuser und Eigentumswohnungen massiv gestiegen sind, klafft die Schere zwischen dem Verkehrswert und dem amtlichen Wert einer Liegenschaft heute oft stark auseinander. Aus der Sicht des Regierungsrats wäre deshalb eine Neubewertung der Liegenschaften fällig.
Diesem Geschäft hat der bernische Grosse Rat am Montagnachmittag allerdings eine Abfuhr erteilt: Mit 74 zu 68 Stimmen beschloss das Berner Kantonsparlament erst im Zuge der nächsten Steuergesetzrevision über das Geschäft zu entscheiden.
«In diesem Kanton trifft es immer die Gleichen», sagte SVP-Grossrat Andreas Blank. Er plädierte für eine Verschiebung des Geschäfts und fand damit eine Mitte-Rechts-Mehrheit im Rat.
SP, Grüne, EVP und GLP setzten sich hingegen für eine rasche Neubewertung ein. «Es ist eine Frage der Fairness und der Rechtsgleichheit», argumentierte SP-Grossrätin Ursula Marti. Für sie wäre es höchste Zeit gewesen für eine Neubewertung der Liegenschaften.
Bei der Bewertung von Liegenschaften gibt es grosse regionale Unterschiede. So würde sich in der Gemeinde Saanen der amtliche Wert eines Hauses beispielsweise verdoppeln oder sogar verdreifachen.
In vielen ländlichen Gebieten hingegen, wie beispielsweise im Oberaargau, im Emmental oder im Berner Jura, sind die Liegenschaften in den letzten Jahren eher günstiger geworden oder die Preise sind stagniert.
Die letzte flächedeckende Neubewertung der Liegenschaften im Kanton Bern erfolgte vor 16 Jahren.