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Carlo Lischetti sitzt auf einem Pult, an der Wand hängen zwei Holzstücke in länglicher Form.
Legende: Carlo E. Lischetti bei der Präsentation einer «Stein-Kunst-Sein-Installation» in der Uni Bern am 31. Juli 2002. Keystone

Bern Freiburg Wallis Lischetti polarisiert wieder in Bern

Das Berner Aktionskunst-Festival Bone 15 stellt den Berner Künstler Carlo E. Lischetti ins Zentrum. Im Kulturzentrum Progr sind Werke Lischettis zu sehen, jüngere Künstler widmen ihm Darbietungen. Noch immer polarisiert der Aktionskünstler.

Für die Berner Künstlerin Lisa Jenny ist Carlo Lischetti noch heute eine Inspiration. Er sei «sehr unmittelbar, direkt, humorvoll, schlau, philosophisch» gewesen, ohne Dünkel und habe einfach seine Sache gemacht. «Ich kenne keinen anderen Künstler, der so direkt und so einfach auftrat», sagt sie im Gespräch. Sie versuche, Aspekte Lischettis ebenfalls in ihre Arbeit einzubinden.

Auch der Performance-Künstler San Keller macht am Festival Bone 15 mit. Keller ist in der internationalen Kunstszene tätig. Mit Lischetti wurde er nicht recht warm, als Künstler vermag ihn das Berner Stadtoriginal nicht zu inspirieren, «obwohl er durchaus Dinge zuspitzend auf den Punkt brachte». Lischetti sei ein Einzelgänger gewesen, habe in seinem eigenen Saft gekocht, in einem gewissen Sinn sei er auch resistent gewesen, meint San Keller schmunzelnd.

In Bern geblieben

Lischetti blieb zeitlebens in Bern, wirkte und arbeitete hier. Diese Immobilität charakterisiere Lischetti, meint San Keller, der unterdessen in Zürich lebt. «Das bringt eine Beschränktheit, die mir Mühe macht.» Lisa Jenny hingegen versteht gut, dass Lischetti Bern als Lebens- und Arbeitszentrum gewählt hat. Auch sie ist stark mit der Stadt verbunden. «Weshalb soll man weg ins Ausland, wenn man doch hier auch arbeiten kann?», meint sie.

 Lischetti bleibt in Bern sichtbar

Carlo E. Lischetti vermag also noch immer zu polarisieren. Bereits früher hat er die Menschen überrascht, sie zum Schmunzeln gebracht oder manchmal auch geärgert. In Bern ist Lischetti immer noch sichtbar: Beim Bärengraben schwebt seine Skulptur «balancierender Bär» über den Köpfen der Passanten auf den Tramleitungen, neben dem Rathaus beim Postgassbrunnen steht «keine Brunnenfigur», eine Installation, bei der eine kleine Leiter auf den Brunnen führt, Passanten können sich dort als Figur inszenieren – ganz individuell, ganz eigen.

Carlo E. Lischetti ist vor 7 Jahren 59-jährig an «Nulosevose» gestorben. Diese Krankheit hatte er 1995 selbst erfunden, die «Nutzlose Selbstvorwurf-Seuche».

Das Festival für Aktionskunst Bone 15 in Bern dauert bis am 9. Dezember 2012.

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