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Bild 1 von 4. Die verschiedenen Gesichter des Berggebiets: Hightech-Tourismus und die historische Verklärung der bescheidenen Aelpler. Bildquelle: zvg.
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Bild 2 von 4. Städter treffen Bergler - eine kolorierte Foto von 1930 in der Sonderausstellung zum Berggebiet im Lötschentaler Museum in Kippel. Bildquelle: zvg.
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Bild 3 von 4. Alles dreht sich um Schaf und Wolf - ein Beispiel für das wachsende Miss-Verständnis zwischen Stadt und Bergregion. Bildquelle: zvg.
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Bild 4 von 4. Das Lötschentaler Dorf Kippel - seit 200 Jahren Akteur bei der Wahrnehmung des Berggebiets. Bildquelle: Christian Strübin/SRF.
Zweihundert Jahre lang hatten die Berggebiete unseres Landes und ihre Bevölkerung einen Sonderstatus. Sie galten als Inbegriff der Schweiz und als Hort der geistigen Landesverteidigung. Ein Status, der gewachsen war, seit die ersten Touristen und gelehrten Reisenden ab 1780 die Alpen entdeckten und sie schwärmerisch idealisierten bis hin zum Landi-Geist und dem Kalten Krieg zwischen den politischen Ideologien.
«Der Sonderstatus der Bergregionen war sehr lange unumstritten und wichtig, ein historischer Konsens», sagt der Walliser Ethnologe und Museumskurator Thomas Antonietti. «Es war deshalb auch klar, dass die Bundespolitik dem Rechnung trug, mit zahlreichen Fördermassnahmen.»
Das Bild bekommt Risse...
Eine Sonderausstellung des Lötschentaler Museums in Kippel mit dem Titel «Das Berggebiet - die Seele Helvetiens?» zeigt diese respektable und respektierte Geschichte.
Aber das Museum zeigt auch, dass diese Idylle seit etwa 1980 tiefe Risse bekommen hat. «Seit 35 Jahren gibt es eigentlich keine Berggebietspolitik mehr, sondern nur noch den Verteilkampf der Räume. Nichts funktioniert mehr so wie früher, das Berggebiet steckt im gleichen Verteilkampf um Einfluss und Mittel wie alle andern», bilanziert Thomas Antonietti.
... und das Verhältnis zwischen Berg und Tal auch
Die Folge davon ist eine erkennbare Entfremdung zwischen Berg und Tal, zwischen Stadt und Land. «Denn die Berggebiete weisen die Ansprüche und Werthaltungen der priviliegierten städtischen Wohlstandsgesellschaft zunehmend zurück. Wenn die Bergbevölkerung schon für sich selbst verantwortlich sein soll, dann will sie auch selbst entscheiden», argumentiert Thomas Antonietti. Die Ausstellung thematisiert dieses Miss-Verständnis zum Beispiel an der Kontroverse um Schaf und Wolf.
Dass sich das Lötschentaler Museum mit dieser Sonderausstellung an ein politisch höchst aktuelles und heisses Eisen wagt, ist dem erfahrenen Walliser Ethnologen und Kurator klar. «Wir haben auch die Aufgabe, solche Entwicklungen zu thematisieren. Aber wir machen keine Parteipolitik. Und können so diese Diskussion vielleicht versachlichen», hofft Thomas Antonietti.