In schwarz gekleidet und mit einem Hörrohr stieg Madame de Meuron ab und zu von ihrem Schloss Rümlingen hinunter. Mit ihren russischen Windhunden war sie dann auf ihren Ausflügen in der Stadt Bern unterwegs. Der Stadtbevölkerung war sie in der Mitte des 20. Jahrhunderts bestens vertraut.
Die Frau aus einer alten und reichen Berner Familie wurde so zum Berner Stadtoriginal, gerade auch, weil sie Leute ansprach mit: «Syter öpper oder nämeter Lohn?» Ihre Persönlichkeit bietet nun Stoff für ein abendfüllendes Theater beim Schloss Jegenstorf.
«Ich will die gespaltene, vielseitige Person zeigen», sagt der Autor des Stücks, Daniel Ludwig. Als Bub lernte er sie kurz kennen. Er arbeitete auf einem Hof, der zum Anwesen von Frau de Meuron gehörte. «Ich hatte Angst von ihr.» Auch andere, die sie kannten, beschreiben sie als hart und kühl. Wenn ihr etwas nicht passte, sagte sie es laut und direkt.
Hauptdarstellerin Lilian Naef interessiert sich nicht für die furchteinflössende Seite de Meurons. «Ich möchte zeigen, dass sie nicht nur böse war.» Sie sei auch sehr intelligent und witzig gewesen, was man während des Stücks durchaus merkt. Lilian Naef bewundert Madame de Meuron. «Sie wusste immer genau, was sie wollte.»
Nur etwas über zehn Darsteller sind auf der Bühne zu sehen; ein Pferd, etwas Musik und die schöne Kulisse runden das Stück ab. Die Jegenstorfer Theaterleute dampfen die lange Lebenszeit von Madame de Meuron auf ein zweistündiges Stück ein. Die Geschichte ist zwar erfunden, die Fakten aber stimmen.
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Vieles musste der Autor Daniel Ludwig weglassen - und trotzdem wollte er die verschiedenen Seiten der Berner Aristokratin zeigen. «Mir ist klar: Ich kann ihr mit meinem Stück nie und nimmer gerecht werden.»