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Bern Freiburg Wallis Milchkonzern Swiss Dairy Food: Das Ende des Schreckens

Zwölf Jahre nach dem Zusammenbruch des damals grössten Milchverarbeiters der Schweiz sind das Nachlassverfahren und die Liquidation abgeschlossen. Unter dem Strich bleibt ein Verlust von 170 Millionen - halb so viel, wie befürchtet.

Der drittgrösste Zusammenbruch eines Unternehmens in der neueren Schweizer Wirtschaftsgeschichte neigt sich dem Ende zu. Nach zwölf Jahren ist die Liquidation des Berner Milchkonzerns Swiss Dairy Food abgeschlossen. Von den 321 Millionen Franken Guthaben der 3.-Klass-Gläubiger werden 46,8 Prozent ausbezahlt. Das ist doppelt so viel, wie am Anfang des Verfahrens befürchtet. Unter dem Strich bleibt trotzdem ein Verlust von rund 170 Millionen.

Ein Tiefschlag, ein Jahr nach dem Swissair-Grounding

Die Hiobsbotschaft erreichte Bauern und Behörden im Herbst 2002. Der grösste Milchverarbeiter des Landes, Swiss Dairy Food in Ostermundigen, war mit Millionen überschuldet. Das Unternehmen verarbeitete pro Jahr 600 Millionen Liter Milch, rund ein Fünftel der schweizerischen Milchmenge. 9000 Bauern hatten allerdings seit August 2002 kein Milchgeld mehr ausbezahlt bekommen.

Von einem Tag auf den andern wussten 1650 Angestellte nicht, was passieren würde. Es war zu befürchten, dass die ganze Milchwirtschaft aus dem Gleichgewicht geriet - und damit die Landesversorgung und der Absatz via Detailhandel. «Mir läuft es heute noch kalt den Rücken runter. Wir fragten uns, wie die Bauern zu ihrem Verdienst kommen und wo die künftigen Absatzkanäle der Milch sind», erinnert sich Walter Balmer, damals neu gewählter Präsident der Berner Bauernorganisation Lobag.

Nachlassstundung als einziger Ausweg

Als Sachwalter und späterer Liquidator gelang es dem Berner Rechtsanwalt Fritz Rothenbühler, das Unternehmen in eine Nachlassstundung zu führen. «Es war absolut entscheidend, ein geordnetes Verfahren zu haben, damit die SDF nicht unkontrolliert verschwindet», so der Liquidator. Allerdings brauchte es einen flexiblen Berner Gerichtspräsidenten. Er verhandelt am Sonntagnachmittag, weil es dermassen eilte.

Die Eidgenossenschaft hatte ein zentrales Problem gelöst und den Bauern 80 Prozent ihres ausstehenden Milchgeldes innert Tagen ausbezahlt. Dazu schnürten die Kantone ein weiteres Hilfspaket, um Übernahmen von SDF-Fabriken zu unterstützen. «Es war extrem wichtig, dass die Fabriken nie stillgestanden sind», bilanziert Albert Rösti, damals stellvertretender Generalsekretär der bernischen Volkswirtschaftsdirektion und Leiter der Task-Force SDF. Dass die Kantone intervenierten, könnte auch damit zusammenhängen, dass die Schweiz ein Jahr nach dem Swissair-Grounding nicht schon wieder ein Debakel wollte. «Das wäre um die Welt gegangen. Das Milch- und Käse-Land Schweiz hat nicht nur seine Flügel verloren, sondern auch noch seine Milchwirtschaft.»

Cremo und Emmi stiegen gross ein

In wochenlangen harten Verhandlungen um Geld, Preise und Unterstützung übernahmen schliesslich Cremo und vor allem der Luzerner Milchkonzern Emmi grosse Teile der SDF-Fabriken. Und retteten damit rund 1000 Arbeitsplätze. «Es gab zwei Optionen. Entweder steigt ein Ausländer ein. Oder SDF macht schwach weiter», sagt der damalige Emmi-Verwaltungsratspräsident Fritz Wyss. «Und so sagten wir uns: Wir steigen ein und kommen unserer Vision näher, ein schweizerisches Unternehmen für die ganze Milchwirtschaft zu sein.» Emmi ist heute Marktführer im Käse- und Milchgeschäft.

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