Strotter, das waren im Wien des letzten Jahrhunderts Menschen, die im Abfall und in der Kanalisation nach Verwertbarem suchten. Es waren Randständige. Und ein Stück weit ist auch der Berner Klangkünstler Strotter Inst. ein Randständiger der Musik. Denn was seine umgebauten Plattenspieler an Tönen erzeugen, steht fernab der gängigen, alltäglichen Musik. «Es ist experimentelle Musik mit viel Spielerei drin», sagt Hess dazu, «aber es ist schwierig zu erklären, man muss mir fast zuschauen dabei».
Modern – aber analog
Plattenspieler umbauen, das ist das Rezept von Christoph Hess. Damit schafft er spektakuläre, dichte Klang- und Rhythmusstrukturen. Auf seinen Plattentellern drehen nicht etwa Vinyl-Scheiben, sondern allerlei Krimskrams. Auch er sammelt also, wie die früheren Strotter, und baut daraus drehende Klangmaschinen. Das ist experimentell und modern. Und doch hat das Ganze einen Gout von alten Zeiten, wenn die Nadeln der Plattenspieler an Gummibändern kratzen.
Damit erregt der 48-jährige Berner einiges Aufsehen dies- und jenseits der Grenze, sei es in Clubs auf der ganzen Welt, an Vernissagen oder in Zusammenarbeit mit anderen Musikern. Sobald er mit seinen Maschinen auftritt, ist ihm die Aufmerksamkeit gewiss. Dass ihm der Kanton Bern einen der Musikpreise für das Jahr 2016 verleihen will, das freut ihn: «Es ist eine Anerkennung und zeigt mir, dass an meinen Basteleien anscheinend etwas dran ist.»
Von Japan bis Südamerika
Video über Strotter Inst.
Angefangen hat alles im Jahr 1999. Hess, der ausgebildete Architekt, veröffentlicht sein erstes Stück mit dem Titel «Schrobben». In den nächsten Jahren kommen gegen 150 Stücke hinzu, Tourneen von Japan bis Südamerika und viele Kollaborationen. Zu seiner Biographie gehört auch, dass Hess ein Teil der Band Berner Herpes Ö Deluxe ist, die ebenfalls für laute Klangexperimente bekannt ist.
Von seiner Musik leben kann Christoph Hess nicht. «Es ist Spartenmusik, die Hörerschaft ist beschränkt. Daher habe ich einen Brotjob in einem Arbeitsprogramm für Süchtige. Dass ich nicht auf Geld aus der Musik angewiesen bin, befreit aber auch. So muss ich weniger Kompromisse eingehen.»
(Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 17:30 Uhr)