Maria Laubers Texte berühren auch heute noch. Mit grosser sprachlicher Sorgfalt liess die vor 125 Jahren geborene Dichterin eindringliche Bilder von grosser Tiefe entstehen. «Maria Lauber schaute den Menschen in die Seele hinein», sagt Lauber-Biograf Erich Blatter. «Sie hat tief Menschliches sinnbildlich dargestellt.»
Dazu bediente sie sich für einen grossen Teil ihrer Werke der reichen Frutigtaler Mundart. Laubers Texten haftet nicht selten etwas Schweres an, das von inneren Nöten und Zerwürfnissen zeugt.
Das lichte, liebliche Frutigdeutsch, das die Dichterin mit Achtsamkeit pflegte, verleiht der Schwere einen eigenen Zauber. Ein neu erschienenes Lese-, Bilder- und Hörbuch bildet den Auftakt zu einer geplanten, auf mehrere Bände angelegten Neuedition von Laubers Werken.
«Maria Lauber war eine zentrale Figur in der schweizerdeutschen Mundartlandschaft», sagt Erich Blatter. Er hat vor 25 Jahren an der Universität Bern seine Dissertation über das Leben von Maria Lauber geschrieben. «Ihr Werk ist facettenreich, breit gefächert und tiefgründig.» Sie hinterliess Romane, Erzählungen, Sagen, Beiträge über das Volkstum und die Sprache, Gedichte, Märchenspiele, kleine Legenden (diese in Hochdeutsch), Reisebeschreibungen, Tagebücher und Briefe.
Lehrerin und Autorin - Inspirationsquelle für Künstler von heute
Maria Lauber wurde am 25. August 1891 in Frutigen geboren und wuchs in kargen bergbäuerlichen Verhältnissen auf. In Bern wurde sie zur Lehrerin ausgebildet. Parallel zur ihrer Unterrichtstätigkeit verfasste sie ihre Texte.
Auch wenn die Dichterin Anregung aus ihrem engsten Lebensumfeld schöpfte, so haftet ihren Werken etwas Universelles an. Dieses Zeitlose im Werk Laubers erschliesst sich auch der heutigen Generation. Der Frutiger Liedermacher Christoph Trummer hat zusammen mit Musikerin Nadja Stoller Lauber-Texte vertont. Zu hören sind die Lieder auf einer CD, die dem neuen Lesebuch beiliegt.
Auch Fotograf Reto Camenisch liess sich von Laubers Texten in den Bann ziehen. Entstanden sind Naturbilder aus der Heimat der Dichterin. Sie ergänzen Text und Ton in dem im Zytglogge-Verlag erschienenen neuen Buch.
Maria Lauber gilt als eine der bedeutendsten Schriftstellerinnen des Berner Oberlandes. 1951 wurde sie mit dem Buchpreis der Schweizerischen Schillerstiftung und 1966 mit dem Literaturpreis des Kantons Bern ausgezeichnet.
Die Vernissage des Buchs «Ischt net mys Tal emitts» ist im Rahmen des Berner Literaturfests am 19. August 2016 um 20:30 Uhr in der Rathaushalle in Thun.