Seit drei Jahren steht in der bernischen Landgemeinde Schüpfen eine Kunsteisbahn, jeweils von Januar bis Anfang März. Ein Organisationskomitee hat die Eisbahn von einer Westschweizer Firma gemietet und bietet sie der Dorfbevölkerung ohne Eintritt an. «Das ist uns wichtig, die Eisbahn soll im Winter das Dorf beleben», sagt Marc Werlen. Er ist ehemaliger Eishockeyprofi und Initiant des Projektes.
Vor einigen Jahren habe es in den Wintermonaten Probleme mit Jugendlichen im Dorf gegeben, da habe er der Gemeinde ein Konzept vorgelegt. Nach einiger Überzeugungsarbeit hatte Marc Werlen alle im Sack: Die Gemeindebehörden, die Schule, Sponsoren und viele freiwillige Helfer.
180 Leute helfen in dieser Saison, die Anlage zu betreiben. Neben dem Eisfeld hat es ein Beizli, ein Festzelt und eine Schlittschuhvermietung. Das Budget der Eisbahn beträgt 130'000 Franken pro Saison. «Wir brauchen kaum Steuergelder», sagt Marc Werlen mit einigem Stolz. Alles Geld hat er über Sponsoren, Spenden, Festwirtschaft und Schlittschuhvermietung aufgetrieben.
Immer mehr mobile Kunsteisbahnen vermietet
Schüpfen liegt mit seiner Eisbahn im Trend. Mobile, gemietete Kunsteisbahnen seien immer beliebter, sagt Peter Kübli von der Sportprojekt AG. Die Firma vermietet in der Schweiz und in Liechtenstein seit zehn Jahren mobile Kunsteisbahnen. 2005 waren es vier, in der aktuellen Saison sind es 30. Auch die Westschweizer Konkurrentin «La Pati» ist ähnlich gewachsen. Ausserdem mischt noch die österreichische Firma AST im Schweizer Markt mit.
Seine Kunden seien Tourismusorte, Hotels, Gemeinden oder Vereine, die sich teilweise extra wegen einem Eisbahnprojekt formierten, sagt Peter Kübli.
Den Boom führt er auf ein gewachsenes Bedürfnis zurück, auch in den Wintermonaten Touristen oder der Bevölkerung Aussenaktivitäten zu bieten. Ausserdem mache sich in tieferen Lagen der Schneemangel immer mehr bemerkbar. Es gebe heute weniger oft Gelegenheit, Ski oder Schlittschuh zu fahren.
Halli-Galli oder Alpen-Chic in Interlaken?
Zu einer dieser mobilen Eisbahnen gehört auch die Anlage Ice-Magic in Interlaken. Auf der Höhenmatte, mitten im Zentrum von Interlaken, hat der Verein «Chance Winter» nun bereits das zweite Jahr eine Landschaft aus verschlungenen Eiswegen und Eisflächen aufbauen lassen. Seit Mitte Dezember generierte Ice-Magic bereits 30'000 Eintritte.
Die Gäste wollen unterhalten werden.
Ice-Magic diene dazu, den Winter in Interlaken neu zu positionieren, sagt Tourismusdirektor Stefan Otz. «In Interlaken können wir nicht mit Skipisten auftrumpfen, dies bleibt der Region vorbehalten. Nichtsdestotrotz wollten wir auch etwas im Winter machen.»
Eisbahn und Eisfläche alleine genügen zur Unterhaltung der Gäste aber offensichtlich nicht: Bereits ab zehn Uhr morgens läuft Musik auf der Eisbahn, es gibt Verpflegungsstände und eine Lounge. Braucht es also Halli-Galli, damit die Gäste kommen? Tourismusdirektor Stefan Otz spricht lieber von «Alpen-Chic denn Halli-Galli. Aber es ist schon so, die Gäste wollen unterhalten werden.»
Hohe Stromkosten
1,5 Millionen Franken beträgt das Budget für Ice-Magic pro Saison. 45 Prozent davon ist Sponsoring, der Rest wird über Eintritte generiert. Der Verein «Chance Winter» - bestehend aus Interlaken Tourismus, dem Hotelierverein und den Jungfrau World Events - übernimmt ein allfälliges Defizit. Bis jetzt war dies allerdings nicht nötig. Der grösste Teil des Budgets machen die Stromkosten aus: 200'000 Franken betrugen diese im ersten Jahr. Um diesen Budgetposten zu reduzieren, wird nun nicht etwa Strom gespart: Die Verantwortlichen haben dafür eine Pauschale mit dem Stromlieferanten ausgehandelt.