1800 Jahre ist es etwa her, seit der Mensch begriffen hat, dass ihm die Wasserkraft die Arbeit leichter machen kann. Einfachste Wasserräder entwickelten sich zu leistungsfähigen Turbinen, die aus dem Wasser Kraft schöpfen. Seither gibt es in unserem Land unzählige Mühlen, Oelen, Sägereien, Knochenstampfen, Gerbereien und Steinbrecher, die an den Flussläufen gebaut oder mit Gewerbekanälen ans Wasser angeschlossen wurden.
Königswellen am Anfang der Kraftübertragung zu den Maschinen
Etwa 2500 solche Mühle-Standorte gibt es in der Schweiz, 300 Anlagen sind renoviert und in Betrieb.
Am alljährlichen schweizerischen Mühletag kann das Publikum viele dieser Wasserräder und Turbinen besichtigen, die via Königswelle, Transmissionsriemen und Räder zahllose Maschinen antreiben. Die Königswelle ist die erste Welle, die die Kraft des Wasserrades oder der Turbine übernimmt und via Transmissionsriemen an weitere Wellen irgendwo im Betrieb weitergibt, wo Maschinen laufen müssen. Jede Anlage ist anders, angepasst an die örtlichen Gegebenheiten, geprägt auch vom Erfindergeist seiner Besitzer.
Industriegeschichte und Zukunftsaussichten
Alte Mühlen sind allerdings nicht nur Liebhaberei und ein nostalgisches Stück Industriegeschichte. «Es gibt grosse Mühlen, die die Wasserkraft heute noch nutzen, wenn auch indirekt. In ihren Gewerbekanälen laufen Turbinen, die Strom für die elektrischen Maschinen liefern. Und das macht einen betriebswirtschaftlich entscheidenden Beitrag an die Energiekosten aus», weiss Christoph Hagmann, Vizepräsident der Vereinigung Schweizer Mühlenfreunde. Er lebt und arbeitet in der Sägerei Kröschenbrunnen. «Hier in diesem Haus war eine Oele, eine Knochenstampfe und bis 1995 eine Sägerei. Die rund 100jährige Turbine im Wasserlauf läuft problemlos und produziert seither Strom.»
Der Weg vom Wasser zur Kraft
Bis 500 Liter Wasser der Ilfis donnern pro Sekunde durch die Fassung für die Turbine. Diese wiederum überträgt die Kraft via Wellen und Transmissionsriemen auf einen Motor, der Strom erzeugt. Zudem erweitert Christoph Hagmann zurzeit die Königswelle, die ihre Kraft an weitere Räder und Wellen weitergibt - zum Beispiel in die völlig intakte «Schleife». Hier werden stumpfe Sägeblätter geschärft.
Für Christoph Hagmann ist es dazu wichtig, diese geschichtsträchtigen Wasserkraft-Anlagen auf ihre mögliche Zukunft als Kleinkraftwerke zu überprüfen. «Die Anlagen sind da, das Wissen ist da, oftmals auch noch die alten Wasserrechte. Natürlich ersetzen die alten Mühlen kein Atomkraftwerk. Aber es kann einen Beitrag an die dezentrale Stromversorgung leisten. Nur muss man es halt auch zulassen.»