Das Haus an der Kramgasse 72 ist nicht irgendein Haus. Die Fassade ist verziert, die Fenster gross und hoch, das Dach verschnörkelt. Seit fast 100 Jahren befindet sich darin ein Kino, früher war es ein Lichtspiel mit Bühne und Orchester.
Die HIG Immobilien Anlage Stiftung hat das Haus letzten Sommer zusammen mit der Nachbarliegenschaft an der Kramgase 74 mit einem Restaurant erworben. «Die Gebäude sind in einem schlechten Zustand – für uns aber trotzdem eine gute Anlage», sagt Geschäftsleiter Fritz Burri. Nun werden voraussichtlich ab 2018 die Gebäude saniert und das Kino geschlossen.
Im und am Patrizierhaus haben verschiedene Architekturepochen ihre Spuren hinterlassen. Die Sanierung wird deshalb nicht ganz einfach. Zusammen mit der Denkmalpflege müssen die Eigentümer entscheiden, was erhalten wird und was abgebrochen werden kann. «Wir fragen verschiedene Architekten an und halten uns alle Möglichkeiten offen», so Fritz Burri. Im Erdgeschoss sollen Ladenflächen entstehen, im ersten Geschoss Dienstleistungsbetriebe einziehen, die Räume ab dem zweiten Obergeschoss sind für Wohnungen vorgesehen.
Zu viel Ruhe?
«Die Bauordnung sieht Wohnungen vor», sagt Jean-Daniel Gross von der Denkmalpflege. Auch aus denkmalpflegerischer Sicht seien Wohnungen für das Gebäude das Beste. «In Wohnungen wird auch in Zukunft investiert und die Bausubstanz bleibt erhalten.» Gross weist darauf hin, dass die meisten Häuser in der Altstadt als Wohnhäuser gebaut wurden.
Fördert die Stadt damit aber nicht die Beruhigung der Altstadt, in der es kaum mehr Platz gibt für öffentliches Leben? Gross widerspricht und weist auf die Bauordnung hin, die explizit Wohnungen vorsieht. Und auch die Investoren sind an Leben in der Liegenschaft interessiert. «Wir wollen, dass Geschäft einziehen und keine anonymen Versicherungsagenturen oder Bankfilialen», sagt Fritz Burri von der HIG Immobilien Anlage Stiftung.