Der Pflegeberuf im Kanton Bern ist im Trend: 426 Männer und Frauen schrieben sich dieses Jahr für die Diplomausbildung zur Pflegefachperson ein. So viele wie noch nie. In den Vorjahren bildete das Berner Bildungszentrum Pflege, das einen Standort beim Berner Europaplatz sowie einen Ableger in Thun betreibt, zwischen 350 und 380 diplomierte Pflegefachkräfte aus.
Das ist ein Zeichen, dass sich der Studiengang etabliert hat.
Den Diplomstudiengang gibt es seit knapp zehn Jahren. «Die Rekordzahl weist darauf hin, dass sich der Studiengang mittlerweile etabliert hat», sagt Peter Marbet, Direktor des Berner Bildungszentrums Pflege. Nach den Umstellungen in der Pflegeausbildung hätte eine Zeit lang Verwirrung geherrscht, wie man überhaupt Pflegefachperson werden könne. «Das hat Zeit gebraucht.»
Auffallend ist, dass sich immer mehr Absolventen einer Berufslehre im Gesundheitsbereich, die sogenannten FaGes (Fachfrau und Fachmann Gesundheit), für einen Diplomstudiengang entscheiden. Waren es 2011 noch 130, so sind es heute fast 300, die nach der dreijährigen Lehre noch eine zweijährige Ausbildung zur diplomierten Pflegefachperson anhängen.
Vorgaben des Kantons noch nicht ganz erfüllt
Mit den rund 430 Studentinnen und Studenten erfüllt das Berner Bildungszentrum Pflege beinahe die Vorgaben des Kantons. Gemäss der Versorgungsplanung, die garantieren soll, dass der Berner Bevölkerung ein ausreichendes medizinisches Angebot zur Verfügung steht, sollte die Ausbildungsinstitution jährlich 450 Pflegefachpersonen ausbilden.
Für Peter Marbet ist klar: «Unser Ziel ist, das Soll des Kantons dereinst zu erreichen. Und zwar nicht nur in einem Jahr, sondern mehrere Jahre in Folge.» Und wenn sie dabei die Zahlen gar überschreiten würden, wäre ihnen sicher niemand böse, so Marbet, denn das würde dem Berner Gesundheitswesen nur guttun.
Pflegeberuf attraktiv
Was motiviert junge Menschen, einen Studiengang im Bereich Pflege zu beginnen? «Ich wollte mit Menschen arbeiten», sagt die 20-jährige Anja Känel. Und auch für den 38-jährigen Noureddine Razzouk, der in seinem Heimatland Marokko bereits Soziologie studiert hat, ist der Pflegeberuf attraktiv: «Die Arbeit im Büro empfand ich als zu langweilig. Der Kontakt mit Menschen ist mir wichtig.»
Überstunden gehören dazu.
Dass die Arbeitsbedingungen in der Pflege zum Teil schwierig sind, ist sich die 24-jährige Flutura Hajzeri bewusst. Überstunden, mehrere Nachtschichten nacheinander und schwierige Patienten kennt sie aus ihrer Lehre als Fachfrau Gesundheit. Aber sie findet: «Wenn jemand in der Pflege arbeiten will, muss er sich auf diese Bedingungen einstellen. Das gehört dazu.»
(Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 06:32/17:30 Uhr)