Im hohen Gebälk der Grossen Halle hängt ein Riesenmobile mit Holzstühlen. Auf der Bühne singt eine Opernsängerin in andauernd hoher Tonlage und kaum verständlich die 16 Zeilen von Samuel Becketts Text der Oper «Neither».
Beckett und der Komponist Morton Feldman waren sich einig, dass sie die Oper als Kunstform im herkömmlichen Sinn ablehnen. Man spricht auch von einer Anti-Oper. Und sie gefiel an der Premiere von Konzert Theater Bern in der Grossen Halle der Reitschule nicht allen: «Es war fürchterlich», sagte ein Zuschauer. Einem anderen gefiel es so gut, dass er das Stück gleich noch einmal sehen möchte.
Einig war sich das Publikum darin, dass die Grosse Halle als Aufführungsort wunderbar sei. Und dass «Konzert Theater Bern» diesen Ort nutzt, gefällt auch der Schauspielerin Fernanda Rüesch: «Ich war schon als Jugendliche immer hier», sagt sie.
Mit der Grossen Halle der Reitschule hat sich Konzert Theater Bern ein ganz anderes Umfeld ausgesucht als das gutbürgerliche Stadttheater. Operndirektor Xavier Zuber sagt dazu: «Dieses Umfeld ist nicht so schlecht, wie immer gesagt wird. Im Gegenteil.» Sie seien mit offenen Armen empfangen worden, «im Sinn von Kunst und Kreativität.»