Der kantonale SMS-Hochwasseralarm für den Brienzer-, den Thuner- und den Bielersee hat am Wochenende nicht funktioniert. Dies teilt der Thuner Regierungsstatthalter Marc Fritschi mit. Grund dafür war eine Informationspanne der Behörden. So war den beiden zuständigen Regierungsstatthaltern in Thun und Biel nicht bekannt, dass seitens des Kantons der Anbieter für den SMS-Alarm gewechselt wurde. Seit Dienstagmittag funktioniert der Hochwasseralarm aber wieder.
Die Lage bleibt angespannt
Die Thuner Stadtbehörden raten den Liegenschaftsbesitzern in Seenähe, ihre Keller und ganz besonders Öltanks zu überprüfen. Nässe empfindliche Gegenstände sollten ins Trockene gebracht werden. Zudem sollten sich die Liegenschaftsbesitzer für allfällige Schutzmassnahmen vorbereiten.
Schutzmaterial wie Sandsack-Abfüllsets, Schaltafeln oder Pumpen kann im regionalen Feuerwehr Ausbildungszentrum in Thun-Allmendingen ausgeliehen werden, wie die Stadt Thun am Dienstag mitteilte. Das Depot ist bis 21 Uhr geöffnet.
Grössere Schäden wurden bislang noch nicht verzeichnet. Die Behörden gehen jedoch davon aus, dass der Seespiegel weiter ansteigen wird. Die Schneeschmelze in den Bergen führe viel Wasser in den Thunersee. Angesichts der für Dienstagnachmittag angekündigten Gewitterregen sei weiterhin grosse Vorsicht geboten.
Fusswege in Bern stehen immer noch unter Wasser
Das Hochwasser macht nicht nur in Thun Probleme: Auch am Dienstag führt die Aare in Bern immer noch sehr viel Wasser. Die Situation bleibt kritisch. Einzelne Fusswege entlang der Aare sind immer noch gesperrt. Auch Teile des Tierparks Dählhölzli stehen unter Wasser.
Im Verlauf des Montags führte die Aare mehr als 500 Kubikmeter Wasser pro Sekunde durch die Stadt Bern. Damit wurde nicht nur die Schadensgrenze von 450 Kubikmetern im Mattequartier weit überschritten, sondern auch der Durchschnittswert des Hochwassersommers 2007 von 482 Kubikmetern pro Sekunde. Am Montagnachmittag blieb der Pegel hoch - pendelte sich jedoch knapp über 500 Kubikmeter pro Sekunde ein.
Auch Experten vom Hochwasser überrascht
Seit Freitag habe sich das Hochwasser «hochgeschaukelt», sagte Bernhard Schudel, Chef der Gewässerregulierung des Kantons Bern am Montagabend. «Weder die Hydrologen noch die Meteorologen hätten vor dem Wochenende mit einer solchen Situation gerechnet.»
Dieses Hochwasser sei nicht mit der Situation von 2005 vergleichbar. «Die Behörden sind viel besser vorbereitet», so Schudel. Aber auch Bauwerke, wie der Hochwasserstollen in Thun, bewährten sich.
Verschiedene Faktoren haben zum Hochwasser im Kanton Bern beigetragen: Die starken Regenfälle seit Freitag, die vollgesogenen Böden, die kein Wasser mehr aufnehmen können sowie die Schneeschmelze zwischen 1700 und 2800 Meter über Meer.
Der Bund warnt
Thunersee ist immer noch randvoll
Der Thunersee ist auch am Dienstagmittag noch voll. Wie die «Tagesschau Mittag» von Fernsehen SRF berichtet, liegt der Pegelstand 10 Zentimeter über der Hochwassermarke.
Der Thunersee stieg am Montagvormittag über die Hochwassergrenze von 558,30 Metern, die Behörden haben eine Hotline eingerichtet. Der Bielersee hat die Hochwassergrenze von 430,35 Metern am Nachmittag erreicht.
Die Schifffahrt ist eingestellt
Auf dem Bielersee, dem Nidau-Büren-Kanal, der alten Zihl sowie dem Zihlkanal erliessen die Behörden ein Schifffahrverbot. Dieses trat am Dienstag in Kraft.
Wegen des hohen Wasserstandes hat die BLS die Schifffahrt auf dem Thunersee bereits am Montagmorgen eingestellt.
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Bild 1 von 18. Die Aare führt in Bern am Dienstagnachmittag immer noch bedrohlich viel Wasser. Bildquelle: Mirjam Spreiter/SRF.
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Bild 2 von 18. In der Stadt Bern sind am Dienstagnachmittag immer noch verschiedene Uferwege gesperrt. Bildquelle: Mirjam Spreiter/SRF.
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Bild 3 von 18. In Bern führt die Aare auch am Dienstagnachmittag zu viel Wasser. Bildquelle: Mirjam Spreiter/SRF.
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Bild 4 von 18. Der Thunersee ist randvoll - Eindruck vom Ufer neben dem alten Stadion. Bildquelle: SRF / Christian Strübin.
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Bild 5 von 18. Zwei Männer binden ein Boot neu an. Wenn das Wasser steigt, sind die Seile bald einmal zu kurz und nur noch mit grosser Mühe zu lösen. Bildquelle: SRF / Christian Strübin.
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Bild 6 von 18. Die Aare hat auch den Weg zum Dählhölzli in Beschlag genommen. Bildquelle: ZVG.
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Bild 7 von 18. Land unter im Dählhölzli - zum Glück können Schwäne und Pelikane schwimmen. Bildquelle: ZVG.
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Bild 8 von 18. Ob das Wasserschwein im Dählhölzli mit so viel Wasser gerechnet hatte? Bildquelle: ZVG.
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Bild 9 von 18. Auch das Berner Marzili-Bad steht unter Wasser. Bildquelle: Thomas Eberhard.
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Bild 10 von 18. Das Wasser der Aare reicht bis zur Berner Dalmazi-Brücke. Bildquelle: Thomas Eberhard.
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Bild 11 von 18. Beim Wasserwerk ist das Wasser bereits in das Matte-Quartier eingedrungen. Bildquelle: SRF/Christian Liechti.
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Bild 12 von 18. Die Feuerwehr rechnet mit einem weiteren Ansteigen des Aarepegels. Bildquelle: SRF/Christian Liechti.
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Bild 13 von 18. Die Aare am Montagmorgen beim Schwellenmätteli, am Eingang des Mattequartiers. Bildquelle: SRF/Thomas Pressmann.
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Bild 14 von 18. Die Aare führt mittlerweile ähnlich viel Wasser wie während des Hochwassers 2007. Bildquelle: SRF/Thomas Pressmann.
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Bild 15 von 18. Im Altenberg-Quartier hat die Feuerwehr Beaver-Schläuche installiert, um das Restaurant zu schützen. Bildquelle: SRF/Thomas Pressmann.
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Bild 16 von 18. Schwemmholz am Ufer des Thunersees: Die Schiffahrt wurde eingestellt. Bildquelle: Keystone.
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Bild 17 von 18. Viel Wasser im Berner Oberland: Im Bild der Zusammenfluss der inneren und äusseren Aare bei Thun am Sonntagabend. Bildquelle: SRF/Christian Strübin.
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Bild 18 von 18. Die Müllerschwelle und der Kiessammler der Zulg bei Steffisburg. Bildquelle: SRF/Christian Strübin.