Zum Inhalt springen

Bern Freiburg Wallis Quecksilber-Verseuchung: Angst vor Wertverlust des Bodens

Die Böden in einem Walliser Wohngebiet sind stark mit Quecksilber kontaminiert. Spielplätze und Gärten dürfen ab sofort nicht mehr benutzt werden. Die Quartierbewohner machen sich keine Sorgen um ihre Gesundheit.

Im Wohngebiet Turtig in Raron sind die Spielplätze gesperrt. Kinder dürfen nicht mehr auf unbegrünten Flächen spielen und ab sofort soll kein Gartengemüse mehr gegessen oder angebaut werden. Das hat die Walliser Regierung entschieden. Der Grund: Untersuchungen haben gezeigt, dass der Boden mit Quecksilber vergiftet ist.

Im betroffenen Quartier ist die Betroffenheit über die Massnahme der Regierung gross. Viele Bewohner sind verunsichert und machen sich Sorgen über die finanziellen Folgen, die sie wegen dieser Verschmutzung möglicherweise zu tragen haben. Sorgen um die Gesundheit machen sich erstaunlicherweise die wenigsten Quartierbewohner.

Jahrzehntelang Quecksilber in Kanal geleitet

Die Verschmutzung hatte das Chemiewerk Lonza in Visp verursacht. Zwischen 1930 und 1970 leitete es 3,1 Tonnen Quecksilber über Abwasser in den Grossgrundkanal. Jetzt zeigen Untersuchungen des Kantons und der Lonza, dass nicht nur der Kanal, sondern auch die Umgebung des Kanals zum Teil stark verschmutzt ist.

Im Weiler Turtig in der Nähe des Kanals ist die Verschmutzung in 10 von 36 untersuchten Parzellen weit über dem bundesweit gültigen Grenzwert von fünf Milligramm pro Kilo Boden. Dort dürfen die Gärten und die Spielplätze nicht mehr benutzt werden, bis die Böden saniert sind. Ausserdem sollten Kinder vorerst nicht mehr auf unbegrünter Erde spielen, teilten die Behörden weiter mit. Betroffen sind auch einige Landwirtschafts-Parzellen, auf denen soll das Vieh nicht mehr grasen.

Behörden sehen geringe Gefahr

Die Gefahr für Menschen sei zwar gering, sagte der Kantonsarzt bei der Orientierung vom Dienstagabend. Der Boden sei ja schon seit Jahrzehnten verschmutzt. Bis anhin habe es keine Fälle von Vergiftungen gegeben. Trotzdem müssten jetzt Massnahmen als Prävention für die Zukunft ergriffen werden.

Klar ist, dass der Gemeindepräsident von Raron nun handeln muss. Rainhard Imboden will die Bevölkerung laufend informieren.

Als er über das noch grössere Ausmass der Quicksilber-Verseuchung informiert wurde, forderte er einen runden Tisch vom Kanton. «Der kam lange nicht zustande. Wir haben aber Druck gemacht und werden dran bleiben, dass wir die Informationen erhalten und der runde Tisch weiterhin stattfindet», sagt Imboden zu «Schweiz aktuell».

Die Walliser Regierung will vor allem innerhalb der Wohnzone weitere Gebiete untersuchen und dann mit der Gemeinde sowie der Lonza zusammen Massnahmen beschliessen und durchführen. Und dann gelte es auch noch, die Verantwortung für die Verschmutzung genau zu klären.

Meistgelesene Artikel