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Porträt
Legende: Der zuständige Regierungsrat Pierre Alain Schnegg will eine Umfrage im Amt durchführen. Keystone

Bern Freiburg Wallis Regierungsrat will Notlage im Behindertenamt in den Griff kriegen

Krankgeschriebene Kaderpersonen, Abgänge von langjährigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und hohe Pendenzenberge: Beim bernischen Alters-und Behindertenamt summieren sich die Probleme. Regierungsrat Pierre Alain Schnegg will reagieren.

Die Liste an liegengebliebenen Geschäften ist lang. Sehr lang sogar. Verantwortliche von Sonderschulen und anderen Institutionen für Kinder und Jugendliche machen sich deswegen Sorgen um die Zustände im Alters- und Behindertenamt (Alba).

Personalprobleme schaffen Pendenzenberge

Ueli Affolter blickt kritisch.
Legende: Ueli Affolter kritisiert das bernische Alters- und Behindertenamt. Keystone/Archiv

Einer, der regelmässig mit den Verantwortlichen der Institutionen in Kontakt ist und die Probleme auch öffentlich benennt, ist Ueli Affolter, Geschäftsleiter des bernischen Verbands der sozialen Institutionen, Socialbern. Er vermutet, dass die häufigen Personalwechsel im Amt sowie die Krankschreibungen von Kaderpersonen dazu führen, dass viele Geschäfte liegengeblieben sind. Ueli Affolter führt drei Beispiele auf:

  • Institutionen, die einen Neu- oder Umbau planen und entsprechende Anfragen und Eingaben machten, würden teilweise seit Monaten auf eine Antwort des Amts warten. «Ich habe den Eindruck, dass das Amt von der Flut der Eingaben heillos überfordert ist», so Affolter.
  • Um in heilpädagogischen Schulen ein Tagesschulangebot schaffen zu können, brauche es ein entsprechendes Reglement. «Dieses Reglement wurde zum wiederholten Mal zurückgestellt, weil die entsprechenden Fachpersonen bereits wieder gegangen sind.»
  • Für behinderte Kinder, die gleichzeitig auch verhaltensauffällig sind, wurden im Kanton Bern spezielle Kriseninterventionsplätze geschaffen. Nun fehlten für diese Kinder allerdings Anschlusslösungen. Diese müssten dringend zusammen mit den Institutionen ausgearbeitet werden. «Wir vermuten, dass sich das Geschäft aufgrund der schwierigen Personalsituation verzögert hat.»

Eine Abteilung ist besonders betroffen

Schon früher gab's Probleme

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Trotz idyllischer Lage in der Berner Innenstadt: In der Gesundheits-und Fürsorgedirektion ist einiges nicht im Lot.

Das Alters- und Behindertenamt des Kantons Bern (Alba) kommt nicht zur Ruhe: Erst gerade mussten die Verantwortlichen des Amts einen externen Berater engagieren, welcher die Platzierung von Schülerinnen und Schüler vornimmt, welche keinen Schulplatz an einer Sonderschule erhalten. Wie sich nun zeigt, ist dies nicht das einzige Problem des Amts.

Die Hintergründe

Das Alters- und Behindertenamt des Kantons Bern gehört zur Gesundheits- und Fürsorgedirektion. Deren Generalsekretär ad interim Jürg Minger bestätigt die Krankschreibungen zweier Kaderpersonen. «Die Fluktuation unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in diesem Jahr beträgt zudem etwas über zehn Prozent, das heisst von 55 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben sechs die Stelle gewechselt.» Diese Fluktuation sei allenfalls «leicht überdurchschnittlich». Das Personalproblem betreffe vorab die Abteilung Kinder und Jugendliche, welche zum Alba gehöre.

Die Probleme der hohen Pendenzenberge, insbesondere im Zusammenhang mit den Baueingaben der Institutionen, seien ihm bekannt, so Minger. «Teilweise hat dies auch mit einem Systemwechsel im Finanzierungsbereich zu tun. Wir sind nun aber daran, bei Entscheidungen das Tempo zu erhöhen.» Auch das Tagesschulreglement soll noch in dieser Woche bearbeitet werden.

Die grundsätzlichen Probleme im Alba sind damit aber noch nicht gelöst. So sind bei einzelnen Geschäften verschiedenen Direktionen involviert und fast jedes Geschäft im Alters- und Behindertenamt muss von der Amtsleitung abgesegnet werden.

Regierungsrat will Amt durchleuchten

All diese Abläufe will nun der zuständige Regierungsrat Pierre Alain Schnegg unter die Lupe nehmen, wie er auf Anfrage sagt. «Eine Umfrage im Amt soll Klarheit bringen», so Schnegg. Eine sofortige Besserung ist jedoch nicht in Sicht. «Es wird nicht Wochen, sondern Monate dauern», sagt Generalsekretär Jürg Minger. Er sieht vor allem ein Problem: «So lange die Leute so stark mit dem Tagesgeschäft belastet sind, wird es natürlich schwierig sein, Freiraum zu schaffen für Überlegungen zu grundsätzlichen Verbesserungen und Optimierungen.»

(Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 27.9.2016 12:03 Uhr/17:30 Uhr und 28.9.2016 6:32 Uhr)

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