Produzentin Brigitte Roux von Starlightevents ist zufrieden. Bei der sechsten Auflage von «Rendez-vous Bundesplatz» hat sie ein Budget von einer Million Franken für den Licht- und Tonspektakel an der Bundeshaus-Fassade relativ problemlos zusammengebracht. Sponsoren wie das Migros-Kulturprozent, aber auch die Stadt Bern sehen offensichtlich den Wert der Veranstaltung. «Es ist unterdessen ein Höhepunkt im Stadtberner Veranstaltungskalender» bestätigte Gemeinderat Reto Nause bei der Generalprobe am Donnerstag Abend.
Am Anfang war das nicht so einfach. «Im ersten Jahr habe ich das Geld nicht zusammengebracht», gestand Brigitte Roux. Hartes Berner Pflaster.
Hunderttausende haben Hunger und Durst
Vor einem Jahr zählten die Veranstalter über 600'000 Leute, die der knapp halbstündigen Show auf dem Bundesplatz gebannt folgten. Dieses Jahr sind es sicher nicht weniger, weil neu von Freitag bis Sonntag pro Abend drei Aufführungen vorgesehen sind, also eine mehr. Sechs Wochen lang, bis nach Weihnachten, packen die Licht- und Ton-Maschinen das Bundeshaus ein.
Und diese Menschenmassen entwickeln Hunger und Durst. «Für uns in der Oberstadt ist es ein Segen», bestätigt der Hotelier Hannes Imboden, seit allem Anfang bei Rendez-vous Bundesplatz dabei. «Ich gehe davon aus, dass das Publikum, das einkehrt, pro Kopf mindestens 10 bis 15 Franken ausgibt».
Für die Gastronomie rund um den Bundesplatz ist es ein Segen.
Die Rechnung, was diese zusätzliche Wertschöpfung bringt, ist schnell gemacht. Der Grossanlass sorgt für zusätzlichen Umsatz von fünf, sechs Millionen oder mehr. Die Hotel- und Gastro-Unternehmer würden sich denn auch seit mehreren Jahren mit einem «substanziellen Beitrag» an den Kosten der Veranstaltung beteiligen, sagt Hannes Imboden. «Ich kenne kaum einen Kollegen im Umkreis, der da nicht mithilft».
Thema 2016: «Tutti fratelli» oder die Menschlichkeit
Das Thema der Licht- und Ton-Inszenierung 2016 ist anspruchsvoll: «Tutti fratelli» (wir sind alle Brüder) ist dem 150-Jahr-Jubiläum des Schweizerischen Roten Kreuzes gewidmet.
Gewiss ungewöhnlich, dass diese humanitäre Organisation ihr Jubiläum in dieser Form feiert. «Sich in der grossen SRK-Familie zu einigen, was wir wollen, war durchaus ein Wagnis», gibt SRK-Jubiläums-Projektleiter Markus Obertüfer zu. Aber er ist von der Idee überzeugt und von der Choreografie begeistert.
«Letztlich werden auch unsere rund 70'000 Freiwilligen im ganzen Land nach Bern kommen und sagen: Ich bin ein Teil dieser Geschichte. Und sie werden mit Herzklopfen nach Hause zurückkehren».
Tausende von Rotkreuz-Freiwilligen werden nach Bern kommen und sagen: Ich bin ein Teil dieser Geschichte.
Allerdings ist der Begriff Menschlichkeit abstrakt und schwer zu fassen. Dies hat Produzentin Brigitte Roux echt herausgefordert. «Es gab Dinge, da habe ich gesagt, das kann ich nicht machen. Dann kam der Begriff Menschlichkeit ins Spiel. Und da machte es klick bei mir.»
Sie habe das Glück, Bild und Ton so zu verweben, dass die Leute emotional gepackt werden. «Wir wollen uns in die Herzen der Menschen spielen».