Die Trophäe für den wertvollsten Spieler der Eishockey-WM 2013 steht auf dem Tablar über dem grossen Fernseher. Die Silbermedaille hingegen ist in seiner Wohnung nicht zu sehen. Das kann kein Zufall sein, denn Roman Josi freute sich anfänglich gar nicht über die Silbermedaille. Er sei überzeugt gewesen, die Schweden schlagen zu können - erst recht nach dem 1:0, das Josi selber mit einem Geniestreich erzielte.
Spätestens am Tag nach der Finalniederlage und beim überwältigenden Empfang in der Schweiz habe auch er sich jedoch gefreut, sagt er als Sonntagsgast im «Regionaljournal Bern Freiburg Wallis»: «Die Silbermedaille mit dem Team bedeutet mir mehr als die Trophäe für den besten Spieler.» Er habe mit dem Team phantastische zweieinhalb Wochen erlebt.
«Ohne Ehrgeiz geht es nicht»
Roman Josi, der beim SC Bern gross geworden ist und mittlerweile in Nashville in der NHL spielt, spricht über seinen grossen Ehrgeiz. Wer es im Eishockey zu etwas bringen wolle, müsse in jedem Spiel und auch in jedem Training gewinnen wollen. Josi will aber auch im Tischtennis und im Tennis gegen seine Teamkollegen immer gewinnen, «sonst muss du dir nachher noch lange ihre Sprüche anhören». Den Ehrgeiz habe er wohl von seiner Mutter mitbekommen, die eine sehr gute Schwimmerin gewesen sei, damals aber nicht auf den Spitzensport gesetzt habe.
Von den Eltern unterstützt, aber nicht gepusht
Seine Eltern seien beide sehr sportlich, den Sohn hätten sie aber nie gepusht, sagt der 23jährige Roman Josi: «Sie überliessen es mir, welche Sportart ich wie intensiv ausüben wollte.» Unterstützt aber hätten sie den Junior schon. Mit Fahrten in die zahlreichen Trainings und zu den Spielen sowie mit der Ausrüstung, die alles andere als günstig sei.
Keine Tipps vom wertvollsten Spieler an den besten Verteidiger
In der Zwischenzeit ist Roman Josi von zu Hause ausgezogen. Er hat sich in einem Berner Quartier eine moderne Eigentumswohnung gekauft und in der Woche nach der WM bezogen. Bewohnen kann er sie nur im Sommer (das Sommertraining absolviert er individuell oder mit seinem früheren Stammclub SC Bern). Im Winter spielt er in der NHL, bei den Nashville Predators. Dort kann und will er noch viel lernen, vor allem von seinem Mitspieler Shea Weber, einem der besten Verteidiger der Welt. Und auch wenn nun die Trophäe für den wertvollsten Spieler der WM bei ihm steht, werde er sich hüten, Shea Weber Tipps zu geben: «Der hat das definitiv nicht nötig.»