Bis zu 8000 Autos und 800 Lastwagen wälzten sich einst durch Saanen im Berner Oberland, diesen Zustand wollte das Dorf so nicht weiter ertragen. «Vor rund 25 Jahren haben wir daher mit der Planung einer Dorferneuerung begonnen», sagt der ehemalige Gemeinderat Heinz Brand, der jahrelang mit dem Projekt beschäftigt war. Zuerst wurde eine Umfahrungsstrasse gebaut, dann unter dem Dorf ein grosses Parkhaus.
In einem dritten Schritt hat Saanen das Dorfzentrum erneuert. Der Dorfplatz und dessen Seitengassen sind mit Kopfsteinen gepflästert. Blumen, Bäume, Bänke und Brunnen kamen hinzu und das Zentrum wurde eine Begegnungszone, in die nur Zubringer fahren dürfen. Die Restaurants haben Stühle bis weit auf den Dorfplatz hinaus gestellt.
«Viele Leute sind begeistert vom neuen Ortsbild», sagt eine Angestellte eines Sportgeschäfts. Sie selber fühle sich in Saanen jetzt wie in den Ferien. Ein älterer Einwohner des Dorfes meint, die Neugestaltung sei gut gelungen, es müsse aber noch etwas Leben einkehren. Ein langjähriger Besucher von Saanen befürchtet allerdings, das Dorf verkomme zu einer touristischen Kulisse.
Heimatschutz warnt vor Allerwelts-Chalet-Stil
Matthias Trachsel, als Bauberater des Heimatschutzes für die Gemeinde zuständig, sieht diese Gefahr nur in Ansätzen. «Grundsätzlich finde ich die Neugestaltung gelungen», sagt er. Aufpassen müsse Saanen, dass nicht weitere Häuser im Allerwelts-Chalet-Stil gebaut würden, wie etwa das Haus der Bäckerei auf dem Dorfplatz. Mutig und richtig findet er dagegen, dass der Aufgang aus dem Parkhaus mitten auf dem Dorfplatz zeitgemäss in Beton und Glas gehalten ist. Gerade in einem Dorf mit einem historischen Ortskern, müsse auch die Geschichte der Neuerungen sichtbar gemacht werden.
Insgesamt scheint Saanen aber das richtige Mass gefunden zu haben bei der Erneuerung. Der ehemalige Gemeinderat Heinz Brand hat nach der langen Baugeschichte und dem Dorffest ein weiteres Projekt. Er will das Dorf für den prestigeträchtigen Wakkerpreis anmelden.