Berufsschullehrer Hans Fritschi regt sich noch immer über Schneekanonen auf. «Sie verbrauchen viel zu viel Energie», sagt das langjährige Mitglied von Pro Natura aus Interlaken. «Die Akzeptanz von Schneekanonen ist deutlich gestiegen. Sie sind salonfähig geworden.» Für ihn ist die Erklärung einfach: «Viele sind sich schlicht nicht bewusst, wie viel Wasser und Energie die Kanonen verschlingen.»
Noch vor gut 20 Jahren warben Skiregionen mit «100 Prozent Naturschnee», darunter auch die Jungfrauregion. Die Skepsis, gerade unter den Skifahrern, ist gesunken. «Tatsächlich ist die künstliche Beschneiung viel akzeptierter als früher», sagt Tourismusforscherin Therese Lehmann von der Universität Bern. «Skifahrer verlangen heute Schneesicherheit.»
In der Schweiz ist gemäss neusten Zahlen fast die Hälfte der Pisten künstlich beschneit. Die Behörden bewilligen mehr Flächen als früher. Ein wichtiges Element im Bewilligungsverfahren ist die Frage nach einem reellen Bedürfnisse – und das besteht offenbar in den meisten Fällen. «Unsere Skigebiete stehen in grosser Konkurrenz – gerade auch mit dem Ausland», sagt Erich Linder. Er ist beim Kanton Bern für die Bewilligungsverfahren zuständig.
Diskussion erwünscht
Die Diskussion um Schneekanonen
Die Skigebiete finden bei den Behörden also Gehör, Kritik gibt es nur noch von Naturschützern. Eine Diskussion wäre aber wünschenswert, meint Tourismusforscherin Therese Lehmann. «Der Skitourismus nimmt in der Schweiz ab», ruft sie in Erinnerung. «Man muss kritisch hinterfragen, welche Skigebiete wirklich auf künstliche Beschneiung setzten sollen und welche sich um Alternativen bemühen müssen.»
(Regional Diagonal, 12:03 Uhr)