100 Jahre ist es her, seitdem in der Schweiz zum letzten Mal Seide produziert wurde. Eine Gruppe von Landwirten, Seidenraupenzüchtern und Textilfabrikanten hat sich nun zum Verband Swiss-Silk zusammengeschlossen, um dieses uralte Gewerbe in der Schweiz wieder aufleben zu lassen. Initiant des Seidenprojekts ist der Berner Landwirt und Textilingenieur Ueli Ramseier. Er ist vom Edelstoff fasziniert. «Seide war historisch gesehen schon immer sehr wertvoll. Könige trugen den Stoff genauso gerne wie Kardinäle und Prinzessinnen. Kein anderer Stoff ist so edel und hat so einen natürlichen Glanz wie Seide», sagt Ramseier.
Der Seidenproduzent und sein Team stellen in einer kleinen Werkstatt im bernischen Rubigen seit ein paar Jahren kleine Mengen Rohseide für einheimische Textilfabrikanten her. Seit diesem Herbst sind die ersten Produkte (Krawatten und Schals) im Handel erhältlich. Diese sind nicht gerade billig. Denn Schweizer Rohseide kostet aufgrund der geringen Menge und den teuren Produktionsbedingungen rund sechsmal mehr, als Rohseide aus dem Ausland.
Landwirte züchten Raupen
Damit Ramseier den Stoff produzieren kann, züchtet eine Hand voll Landwirte Seidenraupen auf ihren Höfen. Nach 30 Tagen verpuppen sich die gefrässigen Raupen zu Kokons, von welchen schliesslich die begehrten Seidenfäden abgewickelt werden. «Seidenraupen ernähren sich ausschliesslich von den Blättern der Maulbeerbäume», erklärt die Züchterin Manuela Friedrich aus Wiler bei Seedorf im Kanton Bern.
Sie zieht gerade 7000 weisse Seidenraupen in einem klimatisierten, 24 Grad warmen Raum auf. «Die Tiere würden auch andere Pflanzen essen, doch dann würden sie keine Seidenfäden produzieren. Nur die Maulbeerbaume enthalten die nötigen Fasern und den speziellen Saft, die notwendig sind», sagt sie.
Schweiz aktuell, 19:30 Uhr