Bilder von durchnässten Jugendlichen, die mit weit aufgerissenen Augen aus völlig überfüllten Booten steigen oder von Kindern, die weinend in Mitten von Schlägereien an Grenzübergängen stehen häuften sich im letzten Jahr in der Tagespresse. Diese Bilder der Flucht brennen sich in den Köpfen der Betroffenen ein und bleiben präsent - auch wenn das vermeintliche Ziel der Flucht bereits erreicht ist.
Immer öfter handelt es sich um unbegleitete minderjährige Asylsuchende (UMA). Für die gemeinsame Aufarbeitung ihres Traumas hat die Kinder- und Jugendpsychiatrie Region Oberaargau in Burgdorf in einem Pilotversuch eine Gruppentherapie durchgeführt. Die Leiterin Heike Möhlen ist überzeugt, dass diese Art der Therapie den Zusammenhalt der jungen Flüchtlinge fördere.
Die Gruppe gibt Halt und distanziert die Jugendlichen vom Gefühl, ganz alleine zu sein.
Ziel der insgesamt sieben Gruppensitzungen war die Aufarbeitung der Vergangenheit, die Planung und Strukturierung des Alltags sowie die Entwicklung einer Zukunftsperspektive. Die Leiter des Projekts ziehen eine positive Bilanz und denken, die jugendlichen Eritreer mit neuer Hoffnung aus der Therapie zu entlassen.
Aufgrund der steigenden Nachfrage soll aus dem Pilotprojekt ein langfristiges Angebot werden. Nach Abschluss der Gruppentherapie können die Teilnehmer bei Bedarf jedoch auch individuelle psychologische Betreuung in Anspruch nehmen.
Die fünfzehn- bis siebzehnjährigen Teilnehmer der UMA Gruppentherapie wurden durch einen Psychologen aus verschiedenen kantonalen Asylzentren zugewiesen. Die Kosten für die Anreise und die benötigten Dolmetscher wurden dabei zu 90 Prozent von der Krankenkasse der Asylsuchenden bezahlt. Den Rest haben verschieden Stiftungen bezahlt.
Nachfrage nach Traumatherapie steigt
Neben der Therapie von UMA, steigt auch das Bedürfnis nach Betreuung von traumatisierten Flüchtlingskinder. Seit drei Jahren hat sich das Ambulatorium SRK dafür spezialisiert (siehe Box).
Jährlich erreichen die Schweiz mehr als 600 Kinder und Jugendliche ohne Begleitung eines Elternteils. Bis Anhin stellt der Kanton Bern 334 Plätze für UMA in Asylzentren zur Verfügung. Daher ist davon auszugehen, dass das Engagement in der therapeutischen Aufarbeitung von Flüchtlingstraumas weiter zunehmen wird.
(Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 17:30 Uhr)