«Eidgenössisches» 1966 in Frauenfeld. Ruedi Hunsperger war jung, in der Rekrutenschule und galt als Aussenseiter. Hunsperger schwang jedoch so gut, dass ihm im vierten Gang Karl Meli, der Favorit auf den Königstitel, zugeteilt wurde. «Meli fand einfach kein Rezept gegen den Jungspund aus dem Bernbiet», sagt Hunsperger heute. Mit dem Sieg von Hunsperger in Frauenfeld sei «ein neues Zeitalter in der Schwingerei» eingeläutet, eine «lebende Legende» geboren worden, schrieben Fachzeitschriften.
«Die Berner feierten, als hätten sie den Krieg gewonnen.»
Für die Berner Schwinger und deren Anhänger war der Sieg von Ruedi Hunsperger ebenfalls wichtig. Jahrzehntelang mussten sie zusehen, wie andere Verbände den Schwingerkönig stellten. «Nach dem Sieg über Karl Meli brachen alle Dämme. Es war, als hätten wir Berner nicht das Schwingfest, sondern den Krieg gewonnen», sagt Ruedi Hunsperger.
Was in Frauenfeld noch niemand wusste: Ruedi Hunsperger wurde noch zwei weitere Male Schwingerkönig: 1969 in Biel und 1974 in Schwyz. Dieses Kunststück gelang vor ihm nur Hans Stucki aus Konolfingen und nach ihm nur dem Toggenburger Jörg Abderhalden.
Das Schicksal stoppte Hunsperger
Mehr über den dreifachen Schwingerkönig
Hunsperger hatte sogar die Möglichkeit, 1972 in La Chaux-de-Fonds zum vierten Mal den Königstitel zu holen. Er galt als grosser Favorit, wurde jedoch vom Schicksal gebremst. In der Woche vor dem «Eidgenössischen» starb sein Vater. Hunsperger: «Ich brachte es nicht fertig an einem Schwingfest teilzunehmen, solange mein Vater zuhause noch aufgebahrt wurde.»
Heute lebt der dreifache Schwingerkönig in Zollikofen bei Bern. Er sucht das Rampenlicht nicht mehr und gibt Medien nur noch in Ausnahmefällen Interviews. Dies besonders auch im Hinblick auf das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest in Burgdorf von Ende August. Im Vorfeld des Festes steigt das Interesse an Hunspergers Lebensgeschichte. «Ich will das Fest mit meinen Schwingerkollegen geniessen», sagt Ruedi Hunsperger, «und nicht von einem Termin zum anderen hetzen.»