Ein Aufschrei ging durch Deutschfreiburg, als die Erziehungsdirektion vor einem Jahr den Entwurf für das Schulreglement präsentierte: Keine Werkklassen mehr für Schüler mit Lernschwierigkeiten, keine Stufenwechsel während des Jahres, Sek-Schüler hätten nicht mehr direkt das Gymnasium besuchen können.
Das Deutschfreiburger Schulmodell wäre ziemlich auseinander genommen worden. Die Lehrerschaft wehrte sich mit allen Mitteln, was soweit ging, dass Erziehungsdirektor Jean-Pierre Siggen den Lehrern einen Maulkorb verpasste.
Die Kritikpunkte waren schon vorher bekannt.
Mancher staunte deshalb nicht schlecht, als Siggen am Mittwoch das definitive Schulreglement präsentierte: Praktisch alle Kritikpunkte aus Deutschfreiburg wurden aufgenommen. Das neue Reglement schreibt fest, was in Deutschfreiburg bereits gilt – und überträgt das auch auf den französischsprachigen Kantonsteil.
Hat der Druck also gewirkt? «Auf den Inhalt des Reglements hatte er keinen Einfluss, die Kritikpunkte aus Deutschfreiburg waren ja schon vorher bekannt», sagt Erziehungsdirektor Jean-Pierre Siggen. Und erklärt den Sinneswandel so: «Wie die Schule im See- und Sensebezirk gebaut ist, das ist eine ausgezeichnete Lösung.»
«Hat eine Annäherung ausgelöst»
Erleichtert zeigt sich Jacqueline Häfliger, Präsidentin des Lehrervereins Deutschfreiburg: «Wir hatten wirklich Kummer um das Deutschfreiburger System.» Der ganze Prozess um das neue Schulreglement habe aber auch eine positive Seite gehabt: Die Schulen in beiden Sprachteilen des Kantons Freiburg seien näher zusammengerückt.
«Ich habe festgestellt, dass wir sehr wenige Kenntnisse davon hatten, was der andere macht. Die Diskussionen um das Schulreglement haben eine Annäherung ausgelöst, ich freue mich auf die gemeinsame Weiterentwicklung.»
(Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 12:03 / 17:30 Uhr)