Am Anfang war Claus Noppeney enttäuscht, weil Bern fast nicht rieche. Der Professor an der Hochschule der Künste Bern hat den olfaktorischen Stadtrundgang organisiert. Doch bei näherem Hinriechen gebe es sehr wohl einen spezifischen Berner Geruch: «Wenn man durch die Laubengänge streift, hat man unweigerlich eine starke Geruchserfahrung.» Dass Bern keine offene Stadt sei, wirke sich auf ihren Geruch aus.
Heutige und vergangene Gerüche
Der Stadtrundgang der Nase nach führt das Publikum zu heutigen Gerüchen - etwa zum Schaufenster eines Schokoladenladens oder zu einer Bar unter einem Laubengang, wo sich der Geruch von Zigaretten mit dem von Kaffee vermischt.
Vor allem aber nimmt der Rundgang mit in die Vergangenheit: Beim Schlachthaus Theater sprüht ein Gerät eine Duftwolke in die Gasse - undefinierbar im ersten Moment. Als die Rundgangleiterin daran erinnert, dass hier einst wirklich Tiere geschlachtet wurden, riecht es plötzlich übel.
Beim Kornhaus - heute ein Restaurant - werden Kartonplättchen mit Duftnoten verteilt, die danach riechen, was hier einst gelagert wurde: Getreide und Wein. Das alles kann ein Bild davon vermitteln, wie die Stadt früher gerochen haben mag. Zweifelsohne roch sie stärker als heute.
Manche Gerüche würden in Zukunft allerdings zurückkehren, sagt Initiant Claus Noppeney - wegen des Klimawandels: Je wärmer eine Stadt, desto stärker riecht sie.
Der Stadtrundgang «Urban Scent Walk» findet im Rahmen des Festivals Biennale Bern statt, noch bis am 20. September 2014.
(Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 17:30 Uhr)