Der Sonntag und der Montag, der 13. und der 14. März 2016, sind für die Berner Astrophysikerin Kathrin Altwegg eine besondere Wegmarke in einem langen Berufsleben als Professorin für Weltraumforschung und Planetologie an der Universität Bern.
Es jährt sich zum 30. Mal der legendäre Vorbeiflug am Planeten Halley. Und am Montag macht sich eine Spezialkamera der Uni Bern auf den Weg zum Mars. «Es ist das Zusammenspiel der Himmelsmechanik, die zu dieser Konstellation führt» sagt die 65-jährige Physikerin im Sonntagsgast-Gespräch.
Seit 30 Jahren ist die Wissenschaftlerin immer dabei, wenn die Uni Bern an internationalen Weltraum-Forschungsmissionen ihren Anteil hat. Nun hat sie auch nach dem Pensionsalter noch ein Teilpensum von 25 Prozent an der Universität. «Arbeiten tue ich eher 100 Prozent. Und ich habe die Befürchtung, dass das noch eine Weile so bleibt.»
Den Kopf im All, die Füsse im Gemüsegarten
Der Erfolg der Mission «Rosetta» Mitte 2014 war denn auch ein besonderes Erlebnis, das in der Öffentlichkeit ein bemerkenswertes Echo fand. Nach zehn Jahren Weltraumflug erreichte die europäische Weltraumsonde Rosetta den Kometen «Tschuri». An Bord: ein Massenspektrometer der Uni Bern.
Es brachte der Berner Forscherin den Preis des Berner Handels- und Industrievereins ein. Im September geht dieses Experiment zu Ende. «Wir werden hoffentlich nochmals ein grosses Fest machen. Aber ich werde wohl auch eine Träne verdrücken. Rosetta ist ja auch mein Baby».
Aber die Astrophysikerin hat auch eine andere Seite. «Wir sind sehr gerne in der Natur, reiten, wandern, fahren Ski und jetzt kommt dann wieder die Zeit für den Gemüsegarten. Vielleicht habe ich in absehbarer Zeit etwas mehr Zeit dafür», sagt Kathrin Altwegg und mustert vergnügt die letzten Lauchstängel im Garten vor dem Haus.
Alles, was wir in der Natur erleben, ist Physik.
Sie hat den hohen wissenschaftlichen Anspruch und eine ausgeprägte Erdung unter einen Hut gebracht. «Das geht, weil mein Mann (ebenfalls promovierter Physiker und Professor an der Fachhochschule Freiburg) und ich die gleiche Sprache reden. Die Kinder haben sich jedenfalls nie beklagt, sie hätten gelitten».
Pionierin an der Uni, Pionierin bei der Frauenförderung
Kathrin Altwegg hat nicht nur als Weltraumforscherin und Physikerin Pionierarbeit an der Uni Bern geleistet. Sie kämpft auch dafür, dass mehr Frauen den Weg in die Wissenschaft und in die naturwissenschaftlichen Disziplinen finden. «Das braucht sehr viel Geduld», bilanziert sie.
In der Familie ist der Zugang zur Naturwissenschaft zumindest gelungen. Die Töchter der Familie Altwegg haben Mathematik und Materialwissenschaften studiert. «Nicht Physik, aber auch gut», findet Kathrin Altwegg. Und dass ihr grosses Wissen dereinst vergessen gehen könnte, wenn sich Kathrin Altwegg endgültig aus dem Uni-Betrieb zurückzieht, befürchtet sie nicht. «Dafür publiziert man ja. Und ich hatte zehn oder zwölf Doktoranden, die bei mir gelernt haben. Ich bin stolz auf sie. Sie sind alle gut herausgekommen.»