Es ist ein schneller Wechsel, vielleicht typisch für das Tempo in der Tourismuswirtschaft. Am Freitag räumt Stefan Otz nach 13 Jahren seinen Posten als Tourismusdirektor der Destination Interlaken-Jungfrau. Und eine halbe Woche später fängt der 50-Jährige an als neuer Geschäftsleitungsvorsitzender der Rigibahnen am Vierwaldstättersee.
Ein schneller Wechsel – und ein klarer Seitenwechsel. Der Tourismusvermarkter schlüpft in die neue Rolle des Tourismusunternehmers. «Genau dieser Wechsel reizt mich. Einmal ein eigenes Produkt zu haben, für das man verantwortlich ist. Als Tourismusdirektor war ich lange Diener vieler Herren, so schön es auch war», sagt Stefan Otz im Gespräch im Regionaljournal Bern Freiburg Wallis.
Er soll machen, was er kennt...
Die Rigibahnen erwarten von ihrem neuen CEO unter anderem, dass er den asiatischen Markt für das Zentralschweizer Traditionsunternehmen belebt – also genau das, was Otz in Interlaken erfolgreich betrieben hat.
Allerdings mit Nebenwirkungen: Asisatische und arabische Gäste sind im öffentlichen Raum sehr präsent und irritieren Einheimische und westliche Gäste. «Ich sehe die Reibflächen. Deshalb ist es höchste Zeit, dass unsere einheimischen Gastgeber lernen, wie man mit diesen Gästen richtig umgeht.» Dafür gibt's Kurse. Und Stefan Otz sagt: «Uns fällt doch kein Stein aus unserer Krone, wenn wir auf den Gast zugehen».
Und deshalb ist er in Zeiten, wo Terror den Tourismus von einem Tag auf den anderen beeinflusst, sehr skeptisch, wenn von einem Burka- oder Verhüllungsverbot die Rede ist.
«Ich weiss, es ist ein kontroverses und schwieriges Thema. Aber wenn wir diese guten arabischen Gäste auch noch vergraulen, ist es mir als Touristiker zu riskant».
Tourismus-Politik ist auch ein Verschleissjob
Stefan Otz macht auch keinen Hehl daraus, dass die Tourismus-Politik, die schwerfälligen Prozesse in der eigenen Region, auch zermürbend sind. «Ich habe in 13 Jahren drei Versuche erlebt, aus den östlichen Berner Oberland eine Destination zu machen. Es braucht enorm viel Zeit, neben dem eigentlichen Job».
Als Rigibahn-CEO hat er jetzt dann vielleicht mehr unternehmerischen Spielraum. Und neben seiner Qualifikation als Marketing-Fachmann auch noch einen Master in Wirtschaftspsychologie. Kann nicht schaden.