Als Bruno Knüsel sein Amt als bernischer Steuerverwalter antrat, begann der Kanton Bern mit der jährlichen Steuerveranlagung seiner Bürgerinnen und Bürger. 2006 zügelte Knüsel seine verzettelten 550 Mitarbeitenden an einen einzigen Standort in Bümpliz. Und dann begann der Kanton Bern, das Angebot einer elektronischen Steuererklärung kontinuierlich auszubauen - von einfachen Anfängen bis zum heute gängigen Taxme-Programm via Internet. Unterdessen benutzen 85 von 100 Steuerpflichtigen den Computer für die Steuererklärung.
Der Kanton Bern hatte mit dieser elektronischen Lösung Neuland beschritten und ebnete anderen Kantonen den Weg. «Wenn wir noch im alten Papierkrieg arbeiten müssten, wären wir gar nicht mehr in der Lage, pro Jahr 95 bis 98 Prozent aller Steuerfälle zu bewältigen», bilanziert Knüsel.
Am wichtigsten war wohl, dass wir unsere Leute motivieren und mitnehmen konnten bei all den Veränderungen in unserem Betrieb
In der Rückblende auf 30 Jahren in der Steuerverwaltung, davon 16 Jahren an der Spitze, zählt für Bruno Knüsel aber vorab der Kultur- und Klimawandel in seiner Behörde hin zum kundenorientierten Betrieb. «Vor 25 Jahren war ein Steuerbeamter ein klassischer Beamter und Einzelkämpfer. Inzwischen verstehen wir uns als Team, mit Kodexen, wie man mit der Kundschaft umgeht, mit Wissenstransfer und Dienstleistungsbewusstsein. Das war ein ganz entscheidender Wertewandel», sagt Bruno Knüsel.
Dass die bernische Steuerverwaltung und ihr Chef im Verlaufe der Kontroverse um die Auslandgeschäfte der Langenthaler Ammann-Gruppe angegriffen wurden, habe mit seiner Demission nichts zu tun: «Mein Rücktritt war von langer Hand vorbereitet, aus meiner ganz persönlichen Situation heraus», bekräftigt Bruno Knüsel an seiner letzten Jahresmedienkonferenz. «Aber es war tatsächlich eine Enttäuschung, wie Medien und Politiker ohne jede Ahnung auf Personen spielten, auf eine Art und Weise, die in unserem Land nicht geht.»
Trotz dieser Enttäuschung geht Bruno Knüsel zufrieden in den Ruhestand. «Ich habe ein tolles Berufsleben hinter mir. Mit guten Erlebnissen, guten Leuten und spannenden Entwicklungen.»