Tränendes Herz, gebrochenes Herz, Herzenssache, Herzblut, herzlos, herzhaft, herzallerliebst - die Liste könnte beliebig weitergeführt werden. Kein anderes Organ nimmt eine derart zentrale Position ein, wie das Herz. Nicht nur im Organismus von Mensch und Tier, sondern auch im Kulturellen, Geistlichen oder Religiösen. Alleine im Duden stehen über 400 Begriffe mit dem Wort Herz.
Das Herz ist das Fachgebiet von Thierry Carrel. Der Herzspezialist ist seit 1999 Professor an der Universität Bern und Direktor der Universitätsklinik für Herz- und Gefässchirurgie am Inselspital Bern. Am Montagabend war Carrel Gast am traditionellen MäntigApéro des Regionaljournals und der SRG Bern Freiburg Wallis.
Nur im Team möglich
Gastgeber Peter Brandenberger wollte wissen, wie er es schafft, pro Woche 80, 90 oder manchmal gar mehr Stunden zu arbeiten und nebenbei noch Zeit für Sport, Musik und die Familie zu finden. «Ohne ein eingespieltes Team, in dem alle blind einander vertrauen, wäre das gar nicht möglich», sagte Thierry Carrel. Der Laden - damit meinte er salopp die Universitätsklinik am Berner Inselspital - müsse auch ohne ihn laufen.
Diesen Herbst ist ein neues Buch über 20 Patientinnen und Patienten und damit auch über Carrel erschienen. Buchautor Walter Däpp lobte auf dem Podium den Herzchirurgen in den höchsten Tönen. Carrel sehe bei seiner Arbeit nicht nur das Organ, sondern den Patienten in seiner Gesamtheit. «Es gibt nur wenige Menschen, die wie Carrel ein so grosses Engagement an den Tag legen können.»
Ein Starchirurg, aber ein schlechter Hausarzt
Thierry Carrel und seine Spitzenmedizin stehen im Rampenlicht. Im Schatten stehen hingegen die Hausärzte, die an der Basis die Arbeit verrichten. Stellvertretend für sie nahm Danielle Lemann am Apéro-Tisch Platz.
Die Hausärztin aus Langnau im Emmental kritisierte, dass die teure Spitzenmedizin auf Kosten der Hausärzte gehe. Sie strich heraus, wie anspruchsvoll die Arbeit der Hausärzte sei, die sich nicht auf ein Organ konzentriere, sondern von Kopf bis Fuss alles umfasse. «Aus mir wäre wohl ein miserabler Hausarzt geworden», diagnostizierte Thierry Carrel schliesslich.