Der Hotelneubau mit etwa 120 4-Stern-Zimmern und exklusiven Wohnungen ist an sich baubewilligt. 2006 war der Stadtrat einem Hotelneubau sehr zugetan, weil das neue Kultur- und Kongresszentrum in unmittelbarer Nähe Hotelzimmer braucht. Nur hat der Berner Baukonzern Losinger-Marazzi dafür in den letzten acht Jahren weder einen Investor noch einen Hotelbetreiber gefunden und die Kauf-Vorverträge mit der Stadt Thun sind inzwischen abgelaufen.
Hintergrund
Der Ausweg, welcher kürzlich als Projekt vorgestellt wurde: Die Kombination des Hotels mit einem privaten Altersheim, betrieben von der Senevita AG. Davon allerdings will das Thuner Stadtparlaments nichts wissen. Es hat den Antrag des Gemeinderates, das Land zu verkaufen, ohne eine einzige Ja-Stimme abgelehnt.
Auch ein Kompromiss von FDP, BDP, Grünen und der Fraktion der Mitte ist im Thuner Stadtparlament gescheitert (mit 20 zu 17 Stimmen). Dieser Vorschlag sah vor, das Land nur im Baurecht zu verkaufen, den Vertrag dem Stadtrat vorlegen zu müssen, die Hotel-Nutzung festzuschreiben und weitere konzeptionelle Abklärungen vorzunehmen.
Eine unübliche Allianz von SP und SVP gab für das «Nein» den Ausschlag: Der SP passte der Betreiber des Pflegeheims nicht, zudem steht eine Volksinitiative des Gewerkschaftsbundes an, welche die Alters- und Pflegeheime wieder in die Verantwortung der Stadt Thun zurückführen will.
Und die SVP befürchtete, dass das Hotel nicht rentieren und dann an bester touristischer Lage plötzlich nur noch ein Altersheim stehen könnte. Diese Gefahr hatte die Stadtregierung in ihrem Antrag durchaus auch offengelegt.
Nach dem Scherbenhaufen eine Denkpause
11 Jahre Planung und drei Millionen Franken Projektkosten sind vorerst Makulatur. «Wir haben ein baubewilligtes Projekt, aber nun kein Land, um es zu bauen. Wir müssen schauen, was wir damit machen», resümierte ernüchtert Alec von Graffenried vom Berner Baukonzern Losinger-Marazzi. Er bekommt nun eine Rechnung der Stadt Thun von über 250‘000 Franken für die Reservation der Parzelle.
Der Gemeinderat hatte vor der Debatte im Stadtrat in Aussicht gestellt, bei einer Ablehnung eine Denkpause einzuschalten und das Terrain nicht weiterzuentwickeln. Vorläufig bleibt die Lachenmatte am Thunersee also ein Parkplatz. Eine neue Nutzung wird Thema bei der Ortsplanungs-Revision, die nächstes Jahr beginnt.