Die Vorfälle vom Wochenende seien «inakzeptabel und unentschuldbar», sagt der Berner Stadtpräsident Alexander Tschäppät (SP) gegenüber Radio SRF. Er will deshalb den Leistungsvertrag mit der Reitschule bis auf weiteres sistieren.
Flaschen und Gummischrot
Bevor keine Klarheit bestehe über die Angriffe und wie man sie in Zukunft verhindern wolle, könnten die neuen Verträge mit dem autonomen Kulturzentrum nicht behandelt werden.
Die Berner Stadtregierung hatte die neuen Leistungsverträge Ende Dezember 2015 genehmigt. Auch die Reithalle hatte dem Vertrag zugestimmt. Nun sollte er demnächst dem Stadtparlament vorgelegt werden.
Eine Schliessung der Reitschule, wie das vorwiegend rechtsbürgerliche Kreise in Bern seit langem fordern, wäre für Stadtpräsident Alexander Tschäppät das letzte Mittel.
Mit einer Schliessung würden alle Jugendlichen bestraft, die Wochenende für Wochenende zu Tausenden ins Berner Nachtleben strömten. Die Probleme würden sich bei einer Schliessung der Reitschule auf die ganze Stadt verteilen, befürchtet Tschäppät.
So kann es nicht weitergehen.
Auch der Berner Sicherheitsdirektor Reto Nause forderte Konsequenzen für die Vorfälle vom Wochenende: «So kann es nicht weitergehen, elf verletzte Polizisten können wir nicht einfach so hinnehmen», sagte Nause gegenüber Radio SRF.
Regierungsstatthalter Christoph Lerch, der per Gesetz über die Wahrung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit wacht, spricht von den Tätern als «Kriminelle, die die Institution Reitschule missbrauchen». Er will «so schnell wie möglich» mit allen Beteiligten abklären, was genau passiert ist.
Es läuft auch Vieles richtig.
Vor zwei Jahren hat Ueli Mäder, Soziologieprofessor an der Universität Basel, eine Studie veröffentlicht über die Berner Reitschule. Der Berner Gemeinderat hatte sie in Auftrag gegeben. Aus seiner Sicht mache die Reitschule immer noch Vieles richtig. Dennoch erschreckt ihn das neue Ausmass der Gewalt.
Angesprochen auf mögliche Lösungsansätze kommt Mäder zu keinem anderen Schluss als bei der Veröffentlichung der Studie: «Es führt kein Weg daran vorbei, dass die Beteiligten zusammensitzen.» Damit die Jugend ihre Freiräume bewahren kann, müssten sich die verhärteten Fronten, sowohl auf Seite der Reitschul-Betreiber als auch auf Seite der Behörden, wieder aufweichen.